Nina Samson – Juni 2020
Die folgende Darstellung (nächste Seite) stellt eine Art Checkliste dar, anhand derer sich Unterrichts(reihen)-planung gestalten lässt und die im weiteren Verlauf erläutert wird.
Natürlich ist dies nicht als Rezept zu verstehen. Jede Lehrerin und jeder Lehrer hat seine ganz eigene Herangehensweise. Mir persönlich hilft es immer, an Stellen, wo ich selbst unsicher bin, mich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Davon lebt die Planung und mein Unterricht wird dadurch stets bereichert.
Der Fokus dieser Unterrichtsplanung liegt dabei ganz klar auf den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler, deren Kompetenzförderung und einer möglichst abwechslungsreichen Gestaltung des Unterrichts.

Am Anfang der Planung jeden Unterrichts steht die Bedarfsermittlung. Dazu ist es wichtig, das Ziel des Unterrichts bzw. der Einheit festzulegen:
Was sollen die Schülerinnen und Schüler am Ende wie gelernt haben?
Schaut man zunächst auf das, im Lehrplan bzw. Curriculum vorgeschriebene, Thema, gilt es, eine schüleradäquate Reduktion vorzunehmen. Nachdem der zeitliche Rahmen ausgemacht ist, können Inhalt und Umfang der einzelnen Stunden bestimmt werden. Dabei ist festzulegen, welche Kompetenzen die Schülerinnen und Schüler in der Reihe bzw. den einzelnen Stunden erwerben sollen.

Ist der äußere Rahmen festgesteckt, können die Aufgabenformate für die unterschiedlichen Stunden angeschaut werden. Wichtig ist dabei, auf eine abwechslungsreiche Gestaltung zu achten, so dass möglichst viele Lerntypen angesprochen werden. Soll eine Aufgabe analog oder digital bearbeitet werden, muss im Blick behalten werden, welche Voraussetzungen die Lernenden eventuell haben bzw. welche medialen Möglichkeiten der Klassenraum bietet.
Ferner kann in diesem Schritt eventuell schon eine Auswahl getroffen werden, welche digitalen Tools sich zur Umsetzung eignen. Auch dabei sind die individuellen Voraussetzungen der Teilnehmer und der Räumlichkeiten im Blick zu behalten, genauso wie die Einhaltung des Datenschutzes, dem in diesem Setting eine besondere Bedeutung beigemessen werden muss. Besonders geeignet für den außerschulischen Teil des Unterrichts sind hierbei Lern- und Erklärvideos, anhand derer sich die Schülerinnen und Schüler das Thema eigenständig erschließen können.

Überlegungen zur Umsetzung umfassen die Festlegung der Kanäle, über die ich mit meinen Schülerinnen und Schülern kommunizieren möchte oder auch, über die ich für meine Klasse erreichbar sein möchte, wenn ich im Fernunterricht begleite, sowie die Methoden, die ich einsetzen möchte.
Es muss verbindlich geklärt werden, über welche Plattform Material bereitgestellt und ausgetauscht werden kann und ob beispielsweise Videokonferenzen stattfinden sollen. Für diese ist ebenso ein zeitlicher Rahmen zu stecken. Verhaltensregeln müssen dabei klar kommuniziert und von allen Beteiligten eingehalten werden. Bei diesen Überlegungen darf nicht außer Acht gelassen werden, dass es Schülerinnen und Schüler gibt, die nicht an digitalen Angeboten teilhaben können und für dies analoge Lösungen bereit sein müssen, um sie nicht zu benachteiligen.
Methoden wiederum, sollten immer daraufhin ausgewählt werden, dass sie die verlangten Kompetenzen einfordern und die Schülerinnen und Schüler in deren Lernzuwachs unterstützen.


Bei der Erstellung der Inhalte kann jetzt entschieden werden, wo welche Aufgabe wie eingebunden wird. Außerdem sollten insbesondere Aufgaben für den Fernunterricht klar strukturiert und möglichst einfach formuliert sein. Wochenpläne, Anleitungen zu Nutzungen von digitalen Medien und Leitfragen zum Bearbeiten der Aufgaben helfen den Schülerinnen und Schülern dabei, sich zu Hause zu strukturieren. Weiterhin bieten auch Lernlandkarten eine gute Übersicht über ein Thema. Der Umgang mit solchen Hilfestellungen sollte dennoch, wenn möglich, im Präsenzunterricht eingeübt werden.
Um den Korrekturaufwand adäquat zu gestalten, empfiehlt es sich, die Aufgabenteile mit zusätzlichen Informationen zu versehen. Im Sinne der Binnendifferenzierung können einige Aufgaben als optional gekennzeichnet werden. Aufgaben, die alle Kompetenzen abfragen, die mit dem Erarbeiten des Themas erlernt worden sind, können dann als Pflichtaufgaben zur Abgabe hervorgehoben werden. Somit müssen nicht alle Aufgaben zwingend durch die Lehrerin oder den Lehrer überprüft werden.
Ein zeitlicher Rahmen strukturiert dabei die Arbeitsaufgaben zusätzlich. Zeitvorgaben, die man in etwa für die Bearbeitung benötigt, als auch ein Abgabedatum sollten klar kommuniziert und am Besten schriftlich festgehalten worden sein.
Für die eigene Planung kann man in besonderen Fällen schon im Vorweg eine etwaige Fristverlängerung mit einbeziehen. Diese Möglichkeit sollte jedoch nicht im Voraus bekanntgegeben werden, um die Verbindlichkeit des Abgabedatums nicht zu untergraben.
Zum Abschluss empfiehlt sich ein Perspektivwechsel, um zu überprüfen, ob die Aufgabenstellungen alle wesentlichen Punkte vermitteln und ob das Material und die Zeitvorgaben ausreichend sind. Hierzu erstellt man am Besten eine Musterlösung, anhand derer sich auch die Erwartungen, die man an die Schülerinnen und Schüler stellt, im anschließenden Punkt, vermitteln lassen.

Der letzte Punkt stellt das Feedback und die Evaluation dar. Schon während der Unterrichtsplanung sollte man Phasen für das Feedback fest einplanen. Am Ende einer Präsentation oder auch einer Gruppenarbeit ist Peer-Feedback genauso relevant wie die Rückmeldung durch die Lehrerin oder den Lehrer.
Doch nicht nur die Leistungen der Schülerinnen und Schüler sollten Feedback erfahren. Um Aufgabenstellungen dem Bedarf der Klasse oder auch einzelner Schülerinnen und Schüler anzupassen, müssen die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit bekommen, Rückmeldung zu eben jenen Aufgaben abgeben zu können. Evaluiert man die Ergebnisse der Befragung, können die Aufgabenformate für den nächsten Zyklus angepasst werden. Somit ist dieser letzte Schritt zugleich der erste einer neuen Reihe, die erneut mit der Bedarfsermittlung beginnt.

Das Buch zum Beitrag
Dieser Beitrag stammt aus unserem Buch “Hybridunterricht 101” – ein Gemeinschaftswerk von 33 Autor:innen, das zeigt, wie Hybridunterricht in modernen Unterrichtskonzepten umgesetzt werden kann. Es geht dabei nicht nur um die Digitalisierung sondern auch um soziale Aspekte, die für hybrides Lernen wichtig sind.
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