Tina Degering – Juni 2020
Ein Foto vom Grillabend oder vom letzten Urlaub, ein Austausch unter dem Bild mit Familie und Freunden, Likes sammeln, Nachrichten schreiben, neue Leute kennenlernen, Influencer entdecken, aufkommende Trends verfolgen – all dies ermöglicht Instagram. Jeder kennt es, viele nutzen es, insgesamt rund eine Milliarde Menschen (vgl. Statistica 2019 nach Ozimek 2019). Demzufolge zählt Instagram zu den größten sozialen Netzwerken der Welt (vgl. ebd.). Dies führt zu einem Facettenreichtum hinsichtlich der entstandenen Communitys, zu denen unter anderem die Lehrercommunity zählt: das Instalehrerzimmer. Teil von diesem sind eine Vielzahl an Personen aus allen Bundesländern Deutschlands sowie aus anderen Ländern, wie zum Beispiel der Schweiz oder den USA, die unterschiedliche Fächer an unterschiedlichen Schulformen unterrichten. Im deutschsprachigen Raum hat sich der Hashtag #instalehrerzimmer entwickelt, vorrangig im englischsprachigen Raum wird der Hashtag #teachersofinstagram genutzt. Außerdem sind neben ausgebildeten Lehrkräften, zu denen auch Schulleiterinnen und Schulleiter sowie Fachleiterinnen und Fachleiter gehören, Referendarinnen und Referendare, Lehramtsstudierende sowie Schülerinnen und Schüler vertreten. Die Profile der Community-Mitglieder verzeichnen teilweise wenige Follower, teilweise mehrere Tausend und ebenso vielfältig und einzigartig wie die Personen hinter den Profilen ist der Content, der angeboten wird.
Als soziales Netzwerk ermöglicht Instagram eine digitale Kommunikation in Form von Bildern, Texten, Storys und Video, die unabhängig von Ort und Zeit gepostet werden können und dadurch vielfältige Anknüpfungspunkte für eine unkomplizierte und schnelle Vernetzung bieten.
Möglichkeiten und Chancen der Vernetzung
Die Corona-Pandemie und der daraus resultierende, zunächst rein digitale Unterricht stellten die Schulleitungen und Lehrpersonen vor neue Herausforderungen. Innerhalb weniger Tage und Wochen wurden Wege gefunden, um den Unterricht gänzlich digital zu gestalten, Fortbildungen gemacht, Konzepte entwickelt und wieder verworfen, schulinterne Vorgehensweisen erprobt. Offizielle Vorgaben der Regierung kamen häufig kurzfristig und Schulmails über Schulmails erreichten die E-Mail-Postfächer zu teils absurden Uhrzeiten. Alle mussten sich an die neue Situation anpassen und neben dem Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen an der eigenen Schule kann man sich über die Mauern dieser hinaus im Instalehrerzimmer vernetzen und einen Einblick in die Regelungen und Vorgehensweisen an anderen Schulen gewinnen.
Ein großer Vorteil der Lehrercommunity besteht darin, dass aktuelle Ereignisse kommuniziert und diskutiert werden, sodass man durch die Vernetzung auf dem neusten Stand bleibt. Außerdem kann man sich inspirieren lassen, sei es hinsichtlich Unterrichtsideen, einsetzbarer Materialien, (kostenfreier) Angebote von Verlagen oder der Nutzung verschiedener Online-Anwendungen, die im Zuge des Hybridunterrichts eingebunden werden können. Kennt man sich mit einer vorgestellten Anwendungen nicht aus, kann man bei einer Kollegin oder einem Kollegen des Instalehrerzimmer einen genaueren Einblick erhalten und seine eigenen Kompetenzen erweitern.
Der Austausch untereinander erfolgt in einer sehr einladenden und herzlichen Atmosphäre. Die Mitglieder der Lehrercommunity unterstützen sich gegenseitig und heißen neue Gesichter stets freudig willkommen. Jeder wird eingebunden, erhält Unterstützung bei Fragen, kann sich mithilfe von Umfragen einen Eindruck von Meinungsbildern verschaffen und Probleme diskutieren. Dies geschieht sowohl im großen als auch im kleinen Rahmen. Demzufolge sind nicht viele Follower notwendig, um daran teilhaben zu können. Du kannst dich ganz einfach einbringen: Teile deine Gedanken, Ideen, Materialien und was dir sonst am Herzen liegt und Freude bereitet. Zeige die Dinge, auf die du stolz bist oder bei denen du dir unsicher bist, hole dir Feedback ein, tausche dich über für dich aktuelle Ereignisse und Themen aus und knüpfe neue, eventuell sogar private, Kontakte. Zudem findest du viele Tipps und Tricks rund um den Lehrerberuf und das Referendariat, wie zum Beispiel fachspezifische und überfachliche Literaturempfehlungen, Hinweise zur Planung von Unterricht und Tipps für das Examen.
Des Weiteren bieten einige Lehrkräfte, Referendarinnen und Referendare sowie Studierende ihre Unterrichtsentwürfe und Unterrichtsmaterialien zum kostenlosen Download oder zum Verkauf an. Auch in diesem Zusammenhang spielt Aktualität eine Rolle: Häufig werden Materialien zu aktuellen Themen erstellt, wie zum Beispiel in Bezug auf die Corona-Pandemie, und über Online-Plattformen angeboten: im deutschsprachigen Raum über lehrermarktplatz.de und im englischsprachigen Raum über teacherspayteachers.com. Die Chance, Material zu teilen, kannst du bei Interesse ebenfalls nutzen. Achte darauf, dass du Nebeneinkünfte ggf. von der Schulleitung genehmigen lässt. Informiere dich über die Regelungen in deinem Bundesland sowie über weitere rechtliche Vorgaben, zum Beispiel bezüglich des Urheberrechts.
Ein kritischer Blick
Neben den vielen Vorteilen birgt Instagram als soziales Netzwerk auch potenzielle Gefahren. Selbstdarstellung spielt hierbei eine zentrale Rolle: Man möchte „sich von seiner besten Seite […] präsentieren“ und „hoch angesehen werden“ (Ozimek 2019). Vergleiche hinsichtlich von Fähigkeiten können negative Gefühle bewirken (vgl. ebd.). Außerdem kann man einen Wunsch nach Anerkennung in Form Likes o. ä. entwickeln, welcher dazu führen kann, dass man sich als perfekt darstellen möchte. Mithilfe des Hashtags #fürmehrrealitätaufinstagram wird diesem Phänomen entgegengewirkt. Darüber hinaus kann man die genannten Gefahren durch Selbstreflexion, Verantwortungs-bewusstsein und einem authentischen Auftreten minimieren.
Bei steigender Reichweite kann man zudem mit negativen Kommentaren und Hatern konfrontiert werden. Im Umgang mit diesen sollte man auf ein angemessenes Verhalten achten, da das „Verhalten innerhalb und außerhalb des Dienstes […] der Achtung und dem Vertrauen gerecht werden“ muss, die unser Beruf erfordert (§ 34 BeamtStG).
Es kann allerdings auch dazu kommen, dass man die Community zeitweise als anstrengend empfindet, wenn zum Beispiel Werbung für Materialien gemacht wird, es eine weitere Challenge, einen weiteren Followloop, welcher dazu beiträgt, dass sich Lehrkräfte ausgewählter Klassenstufen oder ähnlichem gegenseitig bei Instagram finden und einander folgen können, oder ein weiteres Templet, wie in Abbildung 1 beispielhaft dargestellt, gibt. Wenn einem dies zu viel wird, hilft nur eins: eine Auszeit.

Schlussgedanken
Es ist nicht zu verkennen, dass das Instalehrerzimmer viele Vorteile mit sich bringt. Es kann eine zusätzliche Unterstützung während des Referendariats und im Berufsleben darstellen sowie eine Vernetzung bis in den privaten Bereich ermöglichen. Außerdem kann man von der Vielfalt der Community-Mitglieder sowie deren Ideen profitieren. Allerdings sollte man sein Verhalten im Sinne einer ausgewogenen Work-Life-Balance reflektieren und seinen eigenen Maßstab bewusst setzen. Hierbei sollte man stets einen verantwortungsbewussten Umgang pflegen und sich amtsangemessen verhalten.
Auch du kannst ein Teil des wunderbaren Instalehrerzimmers werden. Schau doch einfach mal vorbei und mach dir ein eigenes Bild. Hiermit lade ich dich ganz herzlich ein!
Literatur
Gesetz zur Regelung des Statusrechts der Beamtinnen und Beamten in den Ländern (Beamtenstatusgesetz – BeamtStG). (KO05) [13.06.2020]
Ozimek, P. (2019). Alle meine Freunde sind besser als ich! – Auswirkungen sozialer Mediennutzung auf den Selbstwert und Depressionen in Abhängigkeit von sozialen Vergleichen. (KO06) [13.06.2020]

Das Buch zum Beitrag
Dieser Beitrag stammt aus unserem Buch “Hybridunterricht 101” – ein Gemeinschaftswerk von 33 Autor:innen, das zeigt, wie Hybridunterricht in modernen Unterrichtskonzepten umgesetzt werden kann. Es geht dabei nicht nur um die Digitalisierung sondern auch um soziale Aspekte, die für hybrides Lernen wichtig sind.
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