Nach dem ersten Lockdown der Schulen im März 2020 entstanden ab Mai 2020 die unterschiedlichsten Varianten, wie SuS – aufgeteilt in Kleingruppen – wieder in Präsenz am Unterricht teilnehmen konnten. So wurden z. B. Klassen mit 24 SuS in vier Kleingruppen geteilt, und die LuL mussten diese Gruppen parallel in Präsenz unterrichten. Dies war in der praktischen Umsetzung sehr schwierig: In jeder Kleingruppe verbrachte die Lehrkraft nur zehn Minuten, die restlichen Gruppen blieben 35 Minuten auf sich allein gestellt und unbeaufsichtigt. Eine klassische Gruppen- oder Partnerarbeit war wegen der Abstandsregelung nicht möglich. Solange also die Hygieneregeln gelten, muss die Schule eine Lösung finden, die einen sinnvollen Unterricht und eine zeitgemäße Bildung zu Corona-Zeiten ermöglicht.
Im Folgenden stelle ich drei mögliche Szenarien vor, in denen das selbstgesteuerte Lernen die Basis bildet.

Rollierendes Szenario
Bei dem rollierenden Szenario wechseln sich Präsenz- und Distanzphasen ab. Je nachdem, wie viele Kleingruppen aus einer Klasse gebildet werden, verlängert sich die Distanzphase für die einzelnen SuS. Bei drei Kleingruppen, wie in der Abbildung dargestellt, kommt ein Schüler aus Gruppe 1 in der ersten Woche und dann erst wieder in der vierten Woche zur Präsenzphase. Dazwischen steht Distanzlernen auf dem Plan. Momentan wird diskutiert, ob Klassen nicht halbiert werden können (Wechselunterricht). Dann wechseln Gruppe 1 und 2 zwischen Präsenz und Distanz. Das wäre die optimale Lösung.
Integriertes Szenario
Bei dem integrierten Szenario werden die SuS in Präsenz- und Distanzphase gleichzeitig unterrichtet. Die Gruppe 1 sitzt im Klassenraum, die Gruppen 2 und 3 schalten sich von zuhause oder aus dem Betrieb z. B. über ein Videokonferenz-Tool in den Unterricht ein. Dies müsste die technische Ausstattung (Beamer, Lautsprecher, Mikrofon, PC, Internetverbindung) der Schule sowie der SuS ermöglichen.
Distanz-Szenario
Das Distanz-Szenario ist insbesondere für KuK, die der Risikogruppe angehören, eine gute Möglichkeit. Hier findet der Unterricht ausschließlich in Distanz statt. Aber auch SuS, die einer Risikogruppe angehören, können evtl. nur in Distanz am Unterricht teilnehmen. Auch für Quarantäne- und Lockdown-Situationen eignet sich dieses Szenario.
Dies sind nur drei mögliche Szenarien. Dazwischen sind viele weitere Kombinationen möglich. Bei allen Szenarien ergeben sich für die Lehrkräfte folgende Fragestellungen:
- Wie gelingt mir die Verbindung der Präsenz- und Distanzphase? Gibt es einen roten Faden?
- Was mache ich in den Präsenzphasen?
- Was mache ich in den Distanzphasen?
- Wie verliere ich nicht den Überblick?
- Wie bewerte ich?
- Wie halte ich den Kontakt zu meinen SuS?
- Wie motiviere ich die SuS?
- Wie schaffe ich bei allen Beteiligten die technischen und persönlichen Voraussetzungen?
Wie in Abbildung 6 dargestellt, bildet nach meiner Einschätzung das selbstgesteuerte Lernen eine Basis für ein erfolgreiches Durchführen von hybridem Lernen. Die SuS sind in hohem Maß gefordert, ihren Lernprozess aktiv zu steuern. Wie das mit Moodle™ unterstützt umgesetzt werden kann, werden die folgenden Kapitel zeigen.

Das Buch zum Beitrag
Dieser Beitrag stammt aus unserem Buch “Hybrides Lernen mit Moodle” – ein Werk von Tanja Kräwinkel, das dir hilft, hybrides Lernen mit der Lernplattform Moodle zu gestalten. Dabei werden nicht nur die Grundlagen von Moodle erklärt, sondern auch viele Erklärfilme verlinkt, die Beispiele und Inspiration für den Unterricht bieten. Das Buch ist somit sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene geeignet, die Ideen für eine Verbindung von Präsenz- und Distanzunterricht mit Moodle suchen.
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