Für das (erfolgreiche) Gelingen von Kommunikation ist die Passung von Aufgabe und Medium eine wichtige Voraussetzung. In der Literatur findet sich keine einheitliche Theorie zur Mediennutzung, „dazu sind die computervermittelten Kommunikationsformen zu ausdifferenziert“ (Döring, 2013, S. 425).
Verstärkt wird dies durch die Interdisziplinarität des Feldes, es finden sich soziologische, psychologische sowie medien- und sprachwissenschaftliche Theorien und Methoden (ebenda). Gemäß dem „Medienökologischen Rahmenmodell“ von Dö- ring (2013, S. 424), dargestellt in der nächsten Abbildung, lassen sich die gängigen CvK-Modelle in drei Gruppen sortieren: Theorien zur Medienwahl, Theorien zum medialen Kommunikationsverhalten sowie Theorien zu Medienmerkmalen (Dö ring, 2013, S. 425):

Die Presence-Konzepte
Nach der vorangegangenen Abbildung zählen die sog. presence-Konzepte zu den Theorien zum medialen Kommunikationsverhalten.
Unter social presence wird die soziale Verbundenheit trotz Computervermittlung verstanden. Short, Williams, und Christiie (1976) untersuchten als Erste, wie viel Nähe und Distanz bei der Nutzung verschiedener Medien empfunden wird. Ziel der Forschung war es, zu untersuchen, wie face-to-face-Kommunikation am Besten ersetzt werden kann. „Um den Nutzern in diesen virtuellen Umgebungen das Gefühl von Realität zu vermitteln, ist es wichtig, die vermittelten Interaktionen so lebensnah und attraktiv wie möglich zu gestalten“ (Boss, 2008, S. 28).
Nach Short u. a. (1976) vermitteln Medien in unterschiedlichem Ausmaß das Gefühl von social presence: Am stärksten in face-to-face-Kommunikationen, gefolgt von visuellen und auditiven Medien. Am schwächsten ist sie bei textbasierter Kommunikation. Wichtig zu betonen ist, dass es kein bestes Medium per se gibt, social presence ist stark abhängig vom individuellen Empfinden sowie von der Situation, in der das Medium eingesetzt wird.
Die eher schwache social presence ist vor allem bei asynchronen Bildungsveranstaltungen und dort vor allem zu Beginn zu bedenken. Abhilfe kann hier z. B. eine Videoschaltung ziemlich am Beginn schaffen.
In engem Zusammenhang mit der social presence steht die teaching presence. Diese beschreibt das Gefühl der Verbundenheit zwischen Lehrendem und Lernenden und geht auf Garrison, Anderson, und Archer (1999) zurück. Sie definieren teaching presence als „das Design und die Vorbereitung, die Unterstützung des Lehr-/Lerndiskurses und die Lenkung kognitiver und sozialer Prozesse im Hinblick auf persönlich und erzieherisch wertvolle Lernergebnisse“ (Boss, 2008, S. 32). Wie die Definition zeigt bezieht sich das Konzept nicht nur auf den unmittelbaren Kommunikationsakt, sondern ausdrücklich auch auf die Vorbereitungsphase.
Von besonderem Interesse ist die Frage nach der teaching presencein E-Learning-Umgebungen, die völlig ohne face-to-face-Kommunikation auskommen müssen: Es ist durch Studien (beispielsweise Carey (2001); Ni (2013)) belegt, dass die Abbruch-Quoten in E-Learning-Umgebungen wesentlich höher sind als in traditionellen. In der Literatur, so auch in den beiden zitierten Studien, wird dies damit erklärt, dass die Beziehungen wie auch die Interaktionen zwischen Lehrendem und Lernendem durch face-to-face-Lernen wesentlich ausgeprägter sind, wodurch ein vorzeitiges Abbrechen unwahrscheinlicher wird. An diesem Punkt setzten die presence-Konzepte an, die der Frage nachgehen, wie Beziehung zwischen den Teilnehmern von Online-Umgebungen verbessert werden können um den Lernerfolg positiv zu beeinflussen.

Das Buch zum Beitrag
Dieser Beitrag stammt aus unserem Buch “Das Handbuch für digitale Bildungsformate” – ein Werk von Christian Pfliegel.
Das Handbuch gibt allen Menschen, die bisher selbst wenig Erfahrung in der Durchführung von Online-Veranstaltungen haben, Werkzeuge, Tipps und Tricks an die Hand für einen guten Einstieg in die digitale Bildung. Vom Einladungsschreiben, über die Technik, bis hin zur Planung und Konzeption auch großer Veranstaltungen.
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