Ein Vorteil von CvK liegt darin, dass die räumliche und zeitliche Begrenzung für das Zustandekommen von Kommunikation aufgehoben ist. Gleichzeitig kann von einem Sender eine wesentlich höhere Anzahl an Empfängern erreicht wer- den. Kollaboratives Lernen ist ein weiter Aspekt, der durch CvK deutlich verbessert wird: „Im Gegensatz zum kooperativen Lernen ist kollaboratives Lernen demnach ein stärker aufeinander bezogenes und miteinander verwobenes Lernen, dessen Ziel es ist, dass die Lernenden eine von allen geteilte Auffassung oder Vorstellung von einem Problem konstruieren und über den Lernprozess aufrechterhalten“ (Carell, 2006, S. 22). Die Autorin beschreibt dies als „Ko-Konstruktion von Wissen“, im Mittelpunkt steht die individuelle Arbeit, die schließlich zu einem gemeinsamen Ziel führt.
Eine große Gruppe, die kollaborativ an einer umfangreichen Aufgabe arbeitet, generiert automatisch ein Mehr an Informationen. Boss (2008, S. 37) merkt hierzu an, dass sich dies auch kontraproduktiv auf die Handlungsfähigkeit der Gruppe auswirken kann („information overload“). Um diese zu erhalten ist es wichtig, Informationen zu verdichten, zu strukturieren und zu bündeln.
Eine Besonderheit von (vor allem textbasierter) Cvk kann sein, dass soziale Hinweisreize, vor allem non-verbaler Art, herausgefiltert werden (Mocigemba, 2007, S. 68). Das technikkritische Kanalreduktions-Modellgeht von einer Verarmung sowie einem allgemeinen Informations- und Aktionsverlust des zwischenmenschlichen Austauschs aus (Döring, 2013, S. 426). Vor allem für den Sender bedeutet die Kanalreduktion jedoch auch einen Kontrollgewinn, „er kann sichergehen, nur die Informationen über die eigene Person zu verbreiten, die er aussenden möchte […]“ (Mocigemba, 2007, S. 68). Im Gegensatz zum Kanalreduktions-Modell, das die Abwesenheit einiger Sinneskanäle als Mangel wertet, konzentriert sich das Filter-Modellauf die konkreten Auswirkungen der Reduzierung. „Gerade bei textbasierter medialer Kommunikation werden Angaben sozialer Kategorien wie Geschlecht, Alter, Ethnizität etc. (social cues) z. B. durch Anonymisierung herausgefiltert“ (Döring, 2013, S. 427). Dies kann Vorteile, wie den Abbau von Machtasymmetrien und Vorurteilen bringen, aber auch Nachteile, beispielsweise „Regellosigkeit (Anomie), Egozentrismus, Feindseligkeit“ (ebenda).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass CvK auf der einen Seite zahl- reiche Vorteile bietet, wie etwa ganz neue Möglichkeiten des (kollaborativen) Lernens. Auf der andere Seite stehen aber auch offensichtliche Nachteile, wie die Gefahr einer „Informationsüberflutung“ oder Probleme durch eine Kanalreduktion. Diesen Problemen kann weitgehend entgegengewirkt werden, wenn vor der Bereitstellung von Apps und Tools gründlich abgewogen wird, welche Medien für welche Aufgabe in Frage kommen. Aus diesem Grund sollen im nächsten Abschnitt Modelle der Passung von Aufgabe und Medium vorgestellt werden.

Das Buch zum Beitrag
Dieser Beitrag stammt aus unserem Buch “Das Handbuch für digitale Bildungsformate” – ein Werk von Christian Pfliegel.
Das Handbuch gibt allen Menschen, die bisher selbst wenig Erfahrung in der Durchführung von Online-Veranstaltungen haben, Werkzeuge, Tipps und Tricks an die Hand für einen guten Einstieg in die digitale Bildung. Vom Einladungsschreiben, über die Technik, bis hin zur Planung und Konzeption auch großer Veranstaltungen.
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