Beim Umzug von Methoden in den digitalen Raum ergibt es oftmals Sinn, die Methode in ihre Einzelschritte zu zerlegen und für jeden Schritt individuell zu überlegen, wie dieser im digitalen Raum umsetzbar wäre bzw. wie eine Alternative aussehen könnte. Deine Fantasie soll hier keine Grenze haben!
2.12.1 Stimmungsbild
Um ein Stimmungsbild der Teilnehmer:innen zu erfassen haben sich verschiedene Methoden bewährt:
- Spontan und einfach: Daumen runter oder hoch (digital über die Software oder analog über die Kamera).
- Durch Moderationskarten (im Anschluss an dieses Kapitel zu finden).
- Ein Wort-Check-in: Jede Person sagt nacheinander ihren Namen und ein bis drei Wörter, die beschreiben, was sie heute mitbringt (Neugier, Motivation, ausgeschlafener Kopf, etc.) oder beiträgt (kritisches Hinterfragen, gute Laune, etc.). Hinweis: darauf achten, dass jede Person wirklich nur die vorgegebene Anzahl Wörter sagt. Diese Methode eignet sich gut, wenn ein gemeinsamer Check-in für größere Gruppen geplant ist.
- Energielevel-Check-in: Jede Person sagt nacheinander ihr Energielevel und dazu noch eine kurze Erklärung (Beispiel: Mein Energielevel ist gerade bei 85 Prozent, weil ich heute morgen einen entspannten Spaziergang gemacht habe). Eignet sich besonders für Gruppen, die sich noch nicht gut kennen.
- Gegenstand-Check-in: Jede Person sucht sich einen Gegenstand aus ihrem unmittelbaren Umfeld, der für sie gerade wichtig ist, Freude bringt, häufig benutzt wird… Nacheinander hält jede Person ihren Gegenstand in die Kamera und erklärt, warum sie diesen ausgewählt hat.
- Umfrage-Tool von Zoom nutzen.
2.12.2 Einstieg ins Thema, Vorstellungsrunde
Folgende Methoden wurden von Teilnehmer:innen sehr positiv bewertet:
- Mit einem Gegenstand/einer Postkarte, die die Menschen selber zuhause suchen, auf die Frage „Warum beschäftigst du dich mit diesem Thema gerade?“ antworten. Vorher ankündigen, wie viele Minuten pro Person zur Verfügung stehen und mit einem Zeichen sagen, dass die Zeit um ist.
- Hashtag-Vorstellungsrunde: Bittet eure Teilnehmer:innen, sich mit drei Stichwörtern vorzustellen. Es ist gut für die Vernetzung, da evtl. gleich Gemeinsamkeiten und gemeinsame Themen entdeckt werden. Für die Umsetzung ist ein Visualisierungstool gut geeignet, vor allem auch in großen Gruppen. Die Moderation liest es vor und fragt eventuell nach. Die Ergebnisse können für die Zusammenstellung von Kleingruppen nach gemeinsamen Interessen genutzt werden. Bitte einplanen, dass dies etwas Zeit braucht!
- Speed-Dating in Breakouträumen: Die Teilnehmer:innen haben immer zu zweit einen Breakoutraum für zwei Minuten, in dem sie sich austauschen/kennenlernen können.
2.12.3 Soziometrie
Auch für das Erfassen der Soziometrie der Teilnehmer:innen gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Im Chat Zustimmung, bzw. Ablehnung mit + und – ausdrücken.
- Mit Hilfe der Bildschirmfreigabe: Die Teilnehmer:innen können kommentieren oder einen Pfeil mit ihrem Namen positionieren (Kommentieren/Pfeil): So kann eine Weltkarte eingeblendet werden, auf der die Teilnehmer:innen per Pfeil anzeigen, wo sie sich gerade befinden. Alternativen sind eine Skala, auf der sie sich mit ihrem Mauszeiger positionieren können oder auch die vier Ecken, denen die Optionen A, B, C und D als Antwortmöglichkeiten zugewiesen werden.
- Analog: sich nah/fern oder links/rechts vor der Kamera zu positionieren, aufstehen, sich nah oder fern von der Kamera halten… Klappt gut bei einer überschaubaren Gruppe!
- Natürlich können auch die bereits vorgestellten Visualisierungs- und Abfragetools (Mentimeter!) wunderbar genutzt werden.
2.12.4 Gemeinsame Entscheidungen treffen
Für euch als Veranstalter:innen ist es wichtig, vor (!) dem Online-Seminar eine Methode festzulegen und vorzubereiten, um gemeinsam Entscheidungen treffen zu können. In der Praxis eingesetzt wurden von mir dabei folgende Methoden eingesetzt:
- In einem Pad Vorschläge sammeln.
- Kontra: Wer hat was dagegen oder kann nicht mitgehen?
- In der Kamera Daumen hoch/runter zeigen. Bei vielen Teilnehmer:innen besser die Funktion in der Videokonferenzsoftware nutzen oder den Chat!
- Für komplexe Prozesse: eingebautes Whiteboard, oder noch besser, da es vorbereitet werden kann und mehr Möglichkeiten bietet: Mural, conceptboard usw. nutzen.
- Umfrage-Tools nutzen (integriert oder extern).
- Moderationskärtchen (siehe am Ende dieses Kaptitels) einsetzen.
2.12.5 World-Café
Um ein „World-Café“ zu veranstalten empfiehlt sich der folgende Ablauf:
Vorher: Mehrere externe Whiteboards oder Pads öffnen/vorbereiten (pro „Tisch“ bzw. Breakoutgruppe ein Whiteboard oder Pad). Mit Breakoutgruppen arbeiten. In jedem Breakoutraum gibt es eine:n Tisch-Gastgeber:in. Die Gruppen besprechen ihre Fragestellungen und notieren ihre Ergebnisse auf einem Pad oder Whiteboard. Nach jeder Runde werden die Tisch-Gastgeber:innen manuell neuen Breakouträumen und damit neuen Gruppen zugeordnet. Die Teilnehmer:innen-Gruppen bleiben bei allen Runden in gleicher Konstellation zusammen und nur die Tisch-Gastgeber:innen wechseln die Räume. Am Ende werden im Plenum nacheinander die Ergebnisse der verschiedenen Whiteboards über „Bildschirm teilen“ gezeigt. Sehr zu empfehlen für dieses Format ist auch das tool Wonder, das weiter hinten im Buch noch ausführlicher vorgestellt wird.
2.12.6 Online-Methoden: weitere Ideen
Die folgenden Ideen haben in der Praxis gut funktioniert:
Messe:
Jeder Messestand wird durch einen Zoom-Raum abgebildet: Das Publikum kann von Raum zu Raum gehen. Ganz viele Projekte zu einem Thema können sich so präsentieren und Kontakt aufnehmen. Alternativ eine Messe anbieten, bei der sich verschiedene Organisationen/Personen zu einem Thema vorstellen.
Online-Barcamp:
Zeit und inhaltlicher Rahmen werden gestellt. Das Thema wird eingebracht von Teilgeber:innen. Über die vorgeschlagenen Inputs wird abgestimmt, danach wird ein Tagesprogramm erstellt. Das Konzept Barcamp lebt von der Motivation der Teilgeber:innen, d. h. wenn zu wenige Menschen bereit sind aktiv Inhalte anzubieten, dann funktioniert es nicht. Für die Themensammlung kann ein Pad genutzt werden, eine Online-Pinnwand für Programm-Erstellung. Ein sehr umfangreiches (freies) Buch mit allem, was du zur Durchführung eines Barcamps benötigst, ist das Buch „Barcamp“ von Joeran Muus-Merholz, das es hier zum kostenlosen Download gibt: