Strukturierung und Visualisierung im Klassenzimmer
Dorothea Wichmann
Übersicht
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Zusätzliche Information: Es gibt eine kostenfreie Basisversion mit 13 Werkzeugen, kostenpflichtige Profi und Schulprofi-Versionen mit weiteren Eigenschaften v.a. zum Speichern der Bildschirme und Namenslisten (CM02) Entwickelt wurde Classroomscreen von Laurens Koppers, einem Lehrer für Naturwissenschaft in den Niederlanden.
Kurzbeschreibung
Classroomscreen ist eine Webapp, die einfach zu nutzen und in weiten Teilen selbsterklärend in der Bedienweise ist. Mit ihr ist es möglich eine Tafelansicht mittels Beamer an die Wand oder über Teilen des Bildschirms in einer Videokonferenz den Schüler:innen anzubieten. Eine Vielzahl von Werkzeugen ermöglichen die Anzeige und Bedienung bekannter Elemente zur Strukturierung und Organisation des Unterrichts.
Classroomscreen lässt sich durch die Auswahl bereits vorhandener und Hochladen eigener Hintergründe gut für das jeweilige Unterrichtsthema anpassen. Die vorgenommenen Einstellungen werden in der kostenfreien Variante temporär im Browser gespeichert und sind nur über die generierte URL der Lehrperson zugänglich.
Beschreibung
Die Ansicht des Classroomscreens ist sehr übersichtlich. Per Zufall wird ein Hintergrundbild generiert, welches man über die den Einstellungsbereich, gekennzeichnet durch ein Zahnrad, bearbeiten kann. Eigene Hintergründe können verwendet werden. Daneben hält die Webapp eine Vielzahl von Hintergrundbildern, teils animiert, bereit.
Unten in der Mitte erscheint die Werkzeugleiste mit Hintergrund, zufälliger Name, Würfel, Lautstärke, Medien, QR, Zeichnung, Text, Arbeitssymbole, Ampel, Timer, Stoppuhr, Uhr und Kalender.
Oben links findet sich der Home-Button, der einen in den persönlichen Bereich führt. Hier stehen einem weitere Funktionen zur Verfügung, wie New poll/Umfrage sowie New group maker/Gruppenbildungswerkzeug. Des Weiteren lässt sich hier die Sprache der Werkzeugleiste einstellen.
Im Screen selbst lassen sich über das Werkzeug Medien Bilder, YouTube Filme, eine Webcam sowie über Embed/Einbettung diverse andere Tools, wie LearningApps, MiroBoards, Oncoo u.a. einbetten.

Die Umsetzung von elf Merkmalen effizienten Classroom Managements mit Classroomscreen
Evertson & Temmer (2006) identifizieren elf Merkmale effizienten Classroom-Managements zur Schaffung einer gestalteten strukturierten Lernumgebung, die Schüler:innen bei ihren Lern- und Entwicklungschancen unterstützt. Mittlerweile stehen Lehrkräften hierzu im Klassenraum eine Fülle von Materialien zur Realisierung des Classroom Managements bereit, wie u.a. Zeitdauer-Uhren, Ämter- und Verstärkerpläne. Classroomscreen bietet diese in einer Web-App an.
Im Folgenden wird aufgezeigt, welche Möglichkeiten die Web-App bietet, um einige der Merkmale des Classroom Managements im Unterricht umzusetzen. Hirsch (2019) zeigt, wie Classroomscreen in einer Grundschule im Präsenzunterricht eingesetzt werden kann. Ein ähnliches Szenario im Distanz- und Hybridunterricht ist denkbar.
1. Klassenraum vorbereiten (Timer, Uhr, Textfeld, Medien)
Ein vorbereiteter Klassenraum kommt aufgrund seiner Struktur allen Schüler:innen zugute. Die Tafel, bzw. der Screen sind ein Teil des Unterrichtsraumes. Strukturierung, Ordnung und Orientierung lassen sich durch ein gut überlegten Anordnung ausgewählter Werkzeuge und ihrer Anwendungen schaffen.
Der zeitliche und organisatorische Ablauf der Aktivitäten und der Materialien kann über den Timer (8), Uhr (7) Textfeld (1) angezeigt werden. Wenn Schüler:innen im Lesen unsicher sind, können über Medien (2) Bilder zur Visualisierung eingefügt werden.
2. Regeln und Verfahrensweisen planen (Medien, Arbeitssymbole)
Regelplakate oder Regeln der Woche können unter Medien (2) als Image/Bild bei Bedarf eingeblendet werden. Unter Arbeitssymbolen (5) finden sich fünf Piktogramme mit der man der Lerngruppe Regeln zur Kommunikation anzeigen kann.
Medien (2) ermöglicht einem die Einblendung bekannter Handzeichen zur Begleitung und Erläuterung (Feichtinger 2018).
3. Konsequenzen festlegen (Lautstärke, Ampel, Medien, zufälliger Name)
Kontinuierliche Rückmeldungen zum Lern – und Arbeitsverhalten kann hinsichtlich der Lautstärke (4) und des Arbeitsverhaltens in der Lerngruppe erfolgen. Dies lässt sich über die Ampel (6) oder auch über Medien (2) mit Anzeige bereits bekannter Rückmeldesymbole einrichten.
Bekannte Konsequenzen können bei Bedarf über Medien (2) den Schüler:innen über Visualisierung in Erinnerung gerufen werden. Soziale Klassendienste lassen sich über das Textfeld (1) anzeigen oder in Ausnahmefälle spontan über zufälliger Name (9) auslosen.
4. Sofortige und konsistente Unterbindung von unangemessenem Verhalten (New group maker, Arbeitssymbole, Timer)
Durch einen einfachen Einsatz der Werkzeuge kann der Ablauf des Unterrichtsgeschehens optimiert werden.
Im Unterricht kann es bei Gruppenarbeiten u.U. nötig sein die Zusammensetzung einzelner Arbeitsgruppen nachzujustieren. Im eigenen Bereich steht einem als Lehrkraft hierfür ein New group maker zur Verfügung. Die Anzahl der Gruppen und die Höhe der Anzahl der Teilnehmenden kann mit einem Schieberegler eingestellt werden. Ein weiteres Feature stellt die Möglichkeit dar, anzugeben, ob es Ausschlüsse in der Zusammensetzung geben soll.
Hier können für jede/n Schüler:in angegeben werden mit welcher/m Lernpartner:in dieser in einer Gruppe zusammenarbeiten soll. Dies kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn man Kinder und Jugendliche mit ähnlichen Fähigkeiten über mehrere Gruppen verteilen möchte oder wenn bestimmte Konstellationen, z.B. aufgrund eines vorangegangenen Streits, zeitweilig ungünstig sind. Auch nach der Erstellung der Gruppenübersicht lassen sich im Nachhinein Namenskarten in andere Gruppen verschieben.

Eine Zusatzfunktion stellt der Pin-Button dar. Mit ihm ist es möglich die Namen einzelner Lernenden in bestimmten Gruppen gleichsam festzusetzen. Auch wenn hiernach die Gruppengröße- und Anzahl verändert wird, verbleiben die gesetzten Namen in den Gruppen. Dies stellt eine gute Möglichkeit dar, um in inklusiven Settings heterogene Gruppen zu erstellen.
Signale zur erwünschten Arbeitshaltung können über Arbeitssymbole (5) gegeben werden. Ein Timer (8) kann nicht nur zur Anzeige der verbleibenden Arbeitszeit, sondern auch bei Time-out-Verfahren bei Bedarf genutzt werden.
5. Regeln und Prozeduren unterrichten (New group maker, Medien)
Die geplanten Regeln und Verfahrensweisen können bei Bedarf immer wieder über Classroomscreen angezeigt, vergegenwärtigt und eingeübt werden.
Ein Merkmal des inklusiven kooperativen Unterrichts sind Helfer-Systeme. Über New group maker kann ein Helfer-System eingerichtet werden, in dem Helfende mit Pin markiert werden und nach Bedarf andere Lernenden diesen zugeordnet werden. Alternativ lässt sich über einen iFrame Generator (z.B. CM03) ein iFrame Code des Helfersystems von Oncoo (CM04) generieren. Dieser kann dann über Medien (2) eingebettet und verwendet werden.
6. Aktivitäten, die Klassengeist fördern (Poll)
Die Möglichkeit Rückmeldung zu geben, fördert das Klassenklima, da sich die Lernenden als aktive Mitgestalter:innen ihres Lernens erleben. Über Poll/Wahlen können im eigenen Bereich einfache Umfragen mit Smileys, Multiple Choice oder True/False Wahr/Falsch erstellt werden. Leider ist die Fernabstimmung über einen generierten Code auf eigenen Endgeräten nur in der Bezahlversion verfügbar. Im Präsenzunterricht kann die Abstimmung mittels Tippen mit dem Finger auf dem interaktiven Whiteboard erfolgen.
7. Strategien für potenzielle Probleme planen (Medien)
Präventives Arbeiten (u.a. durch Absprachen von Kolleg:innen untereinander, durch vereinbarte Regeln und Konsequenzen bei Verletzung der Regeln) erleichtern die Arbeit v.a. bei Auftreten unvorhergesehener Ereignisse. Entsprechende Absprachen mit der Lerngruppe lassen sich visualisieren und über Medien (2) der Lerngruppe anzeigen.
8. Beaufsichtigen und Überwachen von Schülertätigkeiten
Im Präsenzunterricht erleichtert Classroomscreen das Beaufsichtigen der Aktivitäten der Lernenden. Während man bei herkömmlichen Kreide- und Moderationstafeln oft mit dem Rücken zur Lerngruppe gewandt steht, ist es möglich über ein Endgerät in der Hand der Lehrkraft einzelne Werkzeuge des Tools auszuwählen und anzuwenden. Der Blickkontakt zu den Lernenden bleibt fast durchgängig bestehen.
Einfach durchzuführende organisatorische Arrangements, wie Gruppen(um)bildungen sowie Einrichtung von Helfersystemen erleichtern die Arbeit und schaffen Zeit für Beobachtungen des Lern- und Sozialverhalten der Lernenden.
9. Vorbereiten des Unterrichts (Text, Medien)
Die Einbeziehung von Schüler:innen mit ihren Überlegungen und Bedürfnissen führt zu einer Verbesserung des Lernklimas und der Motivation. Miteinander geteilte Vorstellungen können über Text (1) oder Medien (2) angezeigt und gemeinsam besprochen werden. Ebenso lassen sich Kompetenzbögen, anstehende Inhalte und Methoden sowie Materialien gemeinsam betrachten und besprechen.
10. Verantwortlichkeit der Schüler klarmachen, Selbstwirksamkeit fördern (Medien)
Ämterpläne und gemeinsam erarbeitete Regeln, dargeboten über Medien (2), unterstützen Schüler:innen im Prozess Verantwortung zu übernehmen. Das Bearbeiten klarer Aufgabenstellungen über Text (1) mit zur Hilfenahme von Unterstützungsmöglichkeiten, wie Helfersystemen, ermöglichen Erfahrungen von Selbstwirksamkeit.
11. Unterrichtliche Klarheit (Medien, Text)
Eine transparente Planung und Angabe von Zielen und Inhalten zu Beginn der Unterrichtsstunden kann über einen Advanced Organizer erfolgen, der über Medien (2) als Folie auf dem Classroomscreen eingeblendet wird.
Entsprechende klare Instruktionen lassen sich über das Textfeld (1) auch schriftlich anzeigen.
Fazit
Classroomscreen erleichtert durch die vielfältigen Werkzeuge die Arbeit der Lehrer:in. Es besteht die Möglichkeit Tafeln im Vorfeld vorzubereiten sowie bei Bedarf einfach für die Lerngruppezu adaptieren. Das Werkzeug Medien (2) bietet Optionen weitere Tools und Web-Anwendungen einzubinden und zu -betten. Durch die Zusatzfunktionen New group maker und Poll stehen weitere Einsatzmöglichkeiten bereit.
Für den inklusiven Unterricht ist diese Web-App sowohl in Präsenz als auch in Distanz besonders geeignet, da sie Strukturierung und Visualisierung einfach ermöglicht.
Literatur
Evertson, C. M., & Temmer, E. T. (2012): Classroom Management for Elementary Teachers. London: Pearson.
Feichtinger, M. (2018): Handzeichen für das Classroom-Management. Unterricht mit Händen und weiteren Hilfsmitteln erfolgreich strukturieren (Ja: UK!). Karlsruhe: Loeper.
Hirsch, N. (2019): Unterricht digital. Methoden, Didaktik und Praxisbeispiele für das Lernen mit Online-Tools. Mülheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr.CM05 (abgerufen am 15.7.2021)
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München. Classroom Management. URL: CM06 (abgerufen am 15.7.2021)
QUA-LiS NRW: classroom management. URL: CM07 (abgerufen am 15.7.2021)

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