Mit Storyboard That und Miro kollaborativ arbeiten
Stephanie Löw
Übersicht
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Zusätzliche Information: Mit Storyboard That können digitale Geschichten im Co- micstil/ Storybookstil erstellt werden. Es gibt die Möglichkeit, dass Schüler:innen eigene Storyboards etc. erstellen (im Edu-Account). Miro ist ein Web-Whiteboard mit unzähligen Möglichkeiten, kollaborativ und kreativ zu arbeiten. Vielfältige Funktionen erleichtern die Bereitstellung von Unterrichtsinhalten und das gemein- same Arbeiten. Nutzende können per Link eingeladen werden. Eine Einbettung in ein Lernmanagement-System ist möglich. Die App ist auch für Android, Windows und iOS verfügbar. Nutzende werden per Link eingeladen.
Kurzbeschreibung
Insbesondere bei Schüler:innen mit Unterstützungsbedarf im Bereich der geistigen Entwicklung kommt es darauf an, die Unterrichtsinhalte vereinfacht und visuell ansprechend darzustellen, ohne den Bezug zum Lerninhalt zu verlieren. Lernen am gemeinsamen Gegenstand sollte Ziel und Leitlinie von Unterricht sein. Dabei können die Tools wie Storyboard That und Miro (oder auch viele andere Web-Whiteboards) unterstützen. Ein Web-Whiteboard ermöglicht, unabhängig des kollaborativen Arbeitens, die aktive / handelnde Auseinandersetzung mit dem Unterrichtsinhalt. Beispielhaft soll die Nutzung der beiden Tools am Thema Die Gründung Roms verdeutlicht werden.
„Die Gründung Roms“ dargestellt in Storyboard That
Aus der Sage um die Gründung Roms werden die wichtigsten Handlungsstränge herausgearbeitet und den Schüler:innen in Form eines Comics mit dem Tool Storyboard That dargeboten. Konzentriert wird sich hierbei auf einzelne Handlungen und den Streit der beiden Zwillinge Romulus und Remus. Vorteil der Darstellung in einem Comic ist die Übersichtlichkeit, die feste Struktur und die gute Möglichkeit, Gefühle mit unterschiedlichsten Gesichtsausdrücken und entsprechender Körperhaltung zu visualisieren, um so die Situation der einzelnen Protagonisten deutlicher herauszustellen. Die Geschichte wird für die Lesenden lebendiger und kann dadurch einfacher nachvollzogen werden. Comics bieten generell einen leichteren Zugang zu Sprache, da sie einen Übergang zwischen Bilder- und Textwelt darstellen. Schüler:innen können somit sowohl visuell als auch verbal lernen. Außerdem können komplexe Handlungen vereinfacht dargestellt werden.
In welcher Art und Weise eine Geschichte / Erzählung oder ähnliches den Lesenden zur Verfügung gestellt werden kann, kann über die unzähligen vorgefertigten Templates und eine Vielzahl an Landschaften, Gebäuden und Figuren in Storyboard That konfiguriert werden. Vor allem die Figuren lassen sich in ihrer Körperhaltung, Gesichtsausdruck und allgemeinen Aussehen an die Handlung anpassen. Gerade Lesende, die auf diese Darstellungen angewiesen sind, um Handlungen verstehen zu können, oder vielleicht auf eine überspitzte Darstellung von Emotionen angewiesen sind, können mit dieser individuellen Gestaltung erreicht werden.
Nach der Fertigstellung gibt es die Möglichkeit, das Storyboard als PDF-Datei herunterzuladen. Ein schönes Feature besteht in der Möglichkeit, das Storyboard bereits in einzelne Bilder geteilt in einer PDF-Datei herunterladen zu können. Dies bietet wiederum die Möglichkeit, die Schüler:innen die einzelnen Bilder der Handlung entsprechend sortieren zu lassen oder den Text dem entsprechenden Bild zuzuordnen. Mit einem entsprechenden Account können die Schüler:innen selbst aktiv werden und eigene Geschichten, Handlungen etc. in Storyboard That darstellen.
In Abbildung 6.2.1 und 6.2.2 ist je ein Ausschnitt aus dem Storyboard zur Gründung Roms zu sehen, erstellt durch die Lehrkraft.


Kollaboratives Arbeiten an der Geschichte
Miro, als ein Web-Whiteboard von vielen, ermöglicht eine handelnde Auseinandersetzung mit dem Thema Die Gründung Roms, die sonst auf den ersten Blick nur im Präsenzunterricht möglich scheint. Schüler:innen mit dem Unterstützungsbedarf der geistigen Entwicklung oder Lernbeeinträchtigungen sind auf Wiederholungen aber vor allem auf die aktive Auseinandersetzung mit dem Thema angewiesen. Im Präsenzunterricht sieht dies meist wie folgt aus – Wörter, Bilder, Gegenstände etc. werden an einer Tafel oder auf den Boden ausgebreitet, zugeordnet, kategorisiert oder ähnliches. Dies ist eine wichtige Aktivierung der Schüler:innen, die auch im Distanzunterricht nicht fehlen darf. Die Bearbeitung darf allerdings auch nicht zu komplex sein, da sichergestellt werden sollte, dass der Zugriff auf das Tool ohne große Unterstützung durch Dritte möglich ist. Das Web-WhiteboardMiro hat eine schlichte Oberfläche, so dass wenig Ablenkung auf Seiten der Schüler:innen zu erwarten ist. Der Aufmerksamkeitsfokus liegt so auf der Aufgabe an sich. Um zu Beginn den Einstieg in ein Web-Whiteboard noch einfacher zu gestalten, kann dieses in ein bestehendes Lernmanagement-System eingebunden werden.
Das Storyboard über die Sage der Gründung Roms kann nun den Schüler:innen so dargeboten werden, wie sie dies aus Präsenzphasen kennen, z.B. in Form von Zuordnungen, Reihenfolgen festlegen und vieles mehr. Dies sorgt auf Seiten der Schüler:innen für einen entsprechenden Wiedererkennungswert und der Einstieg fällt leichter, da die Aufgabe an sich bekannt ist. Sie haben so einige Ressourcen mehr zur Verfügung mit denen sie sich in der unbekannten Umgebung des Tools zurechtfinden können, ohne sich der zusätzlichen Herausforderung eines neuen Aufgabenformates stellen zu müssen.
Als erste Aufgabe sollten die Schüler:innen die Bilder in die richtige Reihenfolge bringen. Es war spannend zu beobachten, wie sie agierten und interagierten, als sie feststellten, dass sie nicht alleine auf dem Board waren. Es brauchte eine gewisse Zeit, bis sie verstanden, dass die anderen Anwesenden ihre Mitschüler:innen waren und dass sie alle gerade sehen konnten, was der jeweils andere machte. Dies war ein wichtiger Lernprozess, der etwas Zeit in Anspruch genommen hat. Er machte aber allen viel Spaß und führte nach ein paar Durchläufen zu guten Ergebnissen. Die Motivation auf Seiten der Schüler:innen war hoch, denn jeder wollte seinen Teil zu der Aufgabe beitragen. Auch wurde versucht, gezielt zu kommunizieren und andere darauf hinzuweisen, wenn ein Bild o.ä. an der falschen Stelle platziert worden ist. Erschwert wurde dies dadurch, dass die Schüler:innen nicht mit ihrem Klarnamen auf dem Board zu sehen sind, aber auch dies kann als Möglichkeit gesehen werden und nicht als Barriere. So mussten die Schüler:innen üben, genau zu beschreiben, was sie möchten oder wo sie sich auf dem Board gerade befinden.
Durch das Web-Whiteboard Miro konnte die aktive Auseinandersetzung mit dem Thema Die Gründung Roms gut in den Distanzunterricht verlegt werden. Bezüglich des Workflows waren die Schüler:innen zeitgleich in einer Videokonferenz eingeloggt, so dass auch eine verbale Kommunikation möglich war und anschließend eine gemeinsame Besprechung erfolgen konnte. Während dieser Phase teilte die Lehrkraft ihren Bildschirm.
In Abbildung 6.2.3 und 6.2.4 ist je ein Ausschnitt aus Mirozum Thema Die Gründung Roms dargestellt.


Fazit
Sowohl Storyboard That als auch Miro als Web-Whiteboard bieten unzählige Möglichkeiten, den Schüler:innen sowohl im Präsenz-, als auch im Distanzunterricht, das Unterrichtsthema ansprechend näher zu bringen.
Mit Miro ergeben sich Möglichkeiten, Unterrichtsabläufe bzw. Handlungsabläufe aus dem Präsenzunterricht auch in den Distanzunterricht zu holen und umzusetzen. Abstriche in Bezug auf die visuelle Kommunikation innerhalb von Miro müssen gemacht werden, wenn die Schüler:innen ein Tablet nutzen. Sie können sich dann nicht gleichzeitig mit Video sehen, sondern nur auditiv miteinander kommunizieren. Daher empfiehlt sich für Schüler:innen, die auf Kommunikation mit Gebärden angewiesen sind oder aber für die Bewältigung der Aufgabe ein visuell präsentes Gegenüber benötigen, die Nutzung eines Laptops oder aber die Nutzung eines zweiten Gerätes, z.B. eines Handys, auf dem dann die Videokonferenz läuft. Die oben dargestellte Aufgabe war kommunikationsarm, so dass sie auch für die Schüler:innen mit einer Hörbeeinträchtigung gut zu bewältigen war, in dem sich an die allgemeinen Kommunikationsregeln gehalten wurde. Wenn doch kurze Informationen gegeben werden müssen und Schüler:innen teilnehmen, die keine auditiven Aufforderungen verstehen, können mittels direkter Texteingabe auf dem Board Informationen weitergegeben werden. Wenn schriftliche Kommunikation nur schwer möglich ist, besteht auch die Möglichkeit, dass sie mit einem kurzen prägnanten schriftlichen Wort bzw. Bild wieder zurück in die Videokonferenz geholt werden. Ebenso bietet Miro einen Timer, so dass das Aufgabenende deutlich visualisiert werden kann.

Das Buch zum Beitrag
Dieser Beitrag stammt aus unserem Buch “Diklusive Lernwelten” – ein Gemeinschaftswerk von 51 Autor:innen, das zeigt, wie digitale Medien die Inklusion wirklich aller Schüler:innen im Unterricht fördern kann. Mit vielen Erfahrungsberichten und Tipps direkt aus der Praxis!
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