Mit Lernkarten und LearningApps
Nataliya Levytska
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Zusätzliche Information: Erste Erprobungen sind auch ohne Registrierung möglich. Zur Erweiterung der LearningApp Funktionalitäten wird Word to HTML (DZ02) o.ä. genutzt. Kostenlose und lizenzfreie Bilder zum Erstellen der Übungen sind unter Berücksichtigung der jeweiligen Lizenzen z.B. bei Pixabay (DZ03) zu finden.
Kurzbeschreibung
Systematische und ritualisierte Wortschatzarbeit bietet beim Lernen im Rahmen von DaZ eine solide Grundlage, die den Kindern ermöglicht, ihren Wortschatz individuell und selbstständig zu erweitern. Neben den wichtigen didaktischen DaZ-Prinzipien werden Übungsmöglichkeiten vorgestellt, die sowohl analog mit Papierlernkarten als auch digital mit LearningApps (DZ04) möglich sind. Einen besonderen Stellenwert hat dabei die Förderung der Sprachbewusstheit durch aktive Einbindung der Mehrsprachigkeit.
Mnemotechniken
Bereits bei der Wahl der Wörter können gewisse Merkhilfen berücksichtigt werden, die den Schüler:innen das Lernen erleichtern (vgl. Sperber 1989; Heinrich 2008). So werden die Wörter entweder nach Wortarten (Nomen, Adjektive, Verben etc.) oder nach rechtschreibspezifischen Besonderheiten gebündelt eingeführt. Dadurch können gewisse Gemeinsamkeiten wie zum Beispiel die Großschreibung der Nomen, bestimmte Endungen bei Verben und Adjektiven, sowie spezielle Aussprache bestimmter Buchstabenverbindungen (ei, eu, sch etc.) besonders verdeutlicht und hervorgehoben werden. Auch beim Erstellen einer Übersicht oder eines Tafelbildes – egal ob in digitaler oder analoger Form – sollten die Wörter gruppiert werden (nach Artikel, starke/schwache Verben etc.; vgl. Brzezińska 2009). So erkennt man bespielweise, dass die meisten Obstsorten den Artikel die haben. So würde es theoretisch reichen, sich in diesem Fall lediglich die Ausnahmen zu merken – der Apfel und der Pfirsich .Die restlichen Obstsorten sind dann automatisch weiblich.

Mehrsprachigkeit wertschätzen
Die Schüler:innen erschließen sich zunächst die Bedeutung der Wörter. Bei der Einführung der neuen Wörter werden die Begriffe von der Lehrkraft hochfrequent präsentiert. Die Schüler:innen sprechen spielerisch nach (alle zusammen/einzeln/ in Gruppen, laut/leise, schnell/langsam etc.) und erschließen sich die Bedeutung anhand der dazugehörigen Wort- und Bildkarten. An dieser Stelle ist es wichtig, den Kindern den Raum für ihre Kenntnisse zu geben und u. a. nach der Übersetzung in die Muttersprachen zu fragen. Einige Forschungen zeigen, dass die Mehrsprachigkeit sich grundsätzlich positiv auf die Sprachbewusstheit auswirkt(vgl. Bien-Miller & Wildemann 2021). Außerdem werden auch Gemeinsamkeiten zwischen den Sprachen deutlich und die Kinder erstellen zusätzliche Verknüpfungen oder Wissensnetze (vgl. Birkenbihl 2019, S. 44), die ihnen das Merken erleichtern können.
Individualisierung durch Lernkarten
Parallel zu den virtuellen Übungen setzt das DaZ-Team an unserer Schule die klassischen Bild-Wortkarten aus Papier erfolgreich ein, die sich recht einfach mit Word (DZ05) oder Worksheet Crafter (DZ06) als Tabelle erstellen lassen. Diese Lernkarten werden anschließend als beidseitig bedrucktes Blatt an die Schüler:innen zum Ausschneiden ausgeteilt.
Je nach Förderschwerpunkt markieren die Schüler:innen aber vor dem Zerschneiden die Merkstellen bzw. Artikel farbig (Merkstellen (ei, eu…) orange, Artikel – blau (der), rot (die), grün (das), die (gelb) für die Mehrzahl), zeichnen Silben ein und schreiben auf der Vorderseite mit dem Bild ggf. die Übersetzung in der Muttersprache, falls diese auch schriftlich beherrscht wird. Dafür nutzen sie google translator, der die meisten Sprachen nicht nur übersetzen, sondern auch vorsprechen kann.
Auf diesem Wege werden nicht nur die Mehrsprachigkeit und Sprachbewusstheit der Kinder gefördert, sondern auch eine für Schüler:innen mit Deutsch als Zweitsprache essenzielle Technik des Nachschlagens erlernt. So wissen sie grundsätzlich, wie man mit unbekannten fremdsprachlichen Begriffen umgeht, die man nicht versteht und wie man diese nachhaltig behalten kann.

Ritualisierung
Die Karten werden in Lernboxen aufbewahrt. Täglich wird mindestens 15 Minuten mündlich damit geübt. Dieses Ritual ist fest im Tagesablauf verankert – und lässt sich sowohl in Partner:innenarbeit als auch als Einzelübung durchführen. Es existieren außerdem ein mündlicher und ein schriftlicher Übungsplan, die sich individuell anpassen lassen – je nach Lernstand, Förderschwerpunkt etc. Sobald die Kinder mit den Übungen vertraut sind, wird das es zum Selbstläufer. Als Lehrer:in hat man an dieser Stelle die Möglichkeit, die Kinder beim Üben zu unterstützen, z.B. durch korrektives Feedback bei der Aussprache, bei den Vorleseübungen etc.

Übungen von LearningApps mit DaZ Prinzipien verbinden
Beim Portal (DZ07) sind kostenlose Lernpakete zu finden, die eine solide Materialgrundlage für viele Wortschatzbereiche anbieten. Es stehen sowohl Arbeitsblätter als auch interaktive Online-Übungen zur Auswahl. Die meisten davon sind auf der Wortebene. Bei der Auswahl der Übungen sollte zwingend der semantische Kontext vorab erörtert werden. Eine wahllose Zusammenstellung von Wörtern ist für das Elaborieren von neuem Wortschatz nicht zielführend. Die bereits vorhandenen Übungen können kinderleicht an die eigene Unterrichtsplanung angepasst werden. Des Weiteren können didaktische DaZ-Prinzipien berücksichtigt werden, z.B. indem die farbige Anpassung der Artikel oder Merkstellen durchgehend eingehalten wird (vgl. Abb. 5.2.4.4). Dies kann durch einen einfachen copy-paste-Shortcut erledigt werden. Hierfür wird das gewünschte Word in den WordtoHTML-Generator eingetragen (vgl. Abb. 5.2.4.5). Der Code kann dann in LearningApps eingefügt werden.


Fazit: Kollaborative Weiterentwicklung auf der Satzebene
Basierend auf den vorgegebenen Wortschatzbereichen und den dazugehörigen Übungen auf der Wortebene wurden im Rahmen eines Arbeitskreises weitere Lerneinheiten auf der Satzebene konzipiert, die immer nach dem gleichen Muster aufgebaut und dreifach differenziert sind. Dabei liegt der Fokus auf dem Lesen und Hörverstehen. Sie sind auf dem Account Beraterinnen Migration gespeichert und können natürlich nach dem gleichen Muster durch weitere Übungen zu anderen Wortschatzbereichen ausgebaut werden. Damit man diese dennoch weiterhin leicht findet, sollte man #Dazteambunt benutzen. So könnte die Übungssammlung kollaborativ weiterwachsen.
Literatur
Bien-Miller, L. & Wildemann, A. (2021): Sprachbewusstheit. URL: DZ08 (abgerufen am 24.5.2021)
Birkenbihl, V. F. (2019): Stroh im Kopf. Vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer. München: mvg Verlag.
Brzezińska, A. (2009): Lernpsychologie und Mnemotechniken beim Fremdsprachenlernen am Beispiel des Artikellernens im Daf-Unterricht. Innsbruck/Wien/Bozen: Studien Verlag.
Heinrich, P. (2008): Deutsch lernen mit Mnemotechniken. Flensburg: Selbstverlag.
Sperber, H. G. (1989): Mnemotechniken im Fremdsprachenerwerb. München: Iudicium.

Das Buch zum Beitrag
Dieser Beitrag stammt aus unserem Buch “Diklusive Lernwelten” – ein Gemeinschaftswerk von 51 Autor:innen, das zeigt, wie digitale Medien die Inklusion wirklich aller Schüler:innen im Unterricht fördern kann. Mit vielen Erfahrungsberichten und Tipps direkt aus der Praxis!
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