anonym
Hier beschreibt eine Schülerin mit dem Förderschwerpunkt Lernen, wie sie das Lernen zu Hause erlebt hat. Sie besucht eine kleine Grundschule auf dem Land. Bei der Rechtschreibung hat ihre Mutter ein bisschen geholfen, die an anderer Stelle an diesem Buch mitgewirkt hat.
Ich bin 10 Jahre alt und gehe in die 4. Klasse. Wegen Corona hatte ich letztes Jahr keine Schule, sondern ich hatte Unterricht zu Hause und manchmal hatte ich auch Wechselunterricht, aber meistens war ich zu Hause.
Meine Lehrerin hat immer um 8 Uhr eine Mail geschrieben. In der Mail standen immer die Sachen, die ich machen sollte. Meine Klasse und ich hatten Zugang zu Mebis (Anm.: bayrisches Moodleportal). Am Anfang hat mir mein Papa geholfen, und hat mir gezeigt, wie ich Mebis einschalte. Nach ein paar Tagen konnte ich das aber schon alleine. Ich habe mich sehr stolz gefühlt, als ich es alleine konnte.
Wir hatten da auch ein Fach mit Verschiedenes, da konnten wir auch etwas reinschreiben. Eine Freundin hat für ihren Vater einen Kuchen gebacken und hat das fotografiert und es auf Mebis gestellt. Ich habe viele Masken genäht und Bilder auf Mebis hochgeladen. Alle in meiner Klasse konnten das anschauen. Ich war stolz auf mich, weil ich Masken genäht habe und weil alle das angeschaut haben.
Wir hatten auch ein Buch, die Opodeldoks, das haben wir mit verteilten Rollen gelesen. Unsere Lehrerin hat die Lesetexte geschickt und wir haben bei Mebis eine Aufnahme gemacht und unserer Lehrerin geschickt. Manchmal hat sie auch etwas aufgenommen und uns geschickt.
Wenn ich meine Arbeitsblätter fertig hatte, habe ich sie immer fotografiert mit dem Handy und als Mail an meine Lehrerin geschickt. Sie hat mir dann zurückgeschrieben, wenn ich was falsch hatte. E-Mail-Schreiben ist total leicht.
In HSU hatten wir als Thema, dass wir aus verschiedenen Sachen zu Hause eine Brücke bauen sollten. Ich habe Klopapierrollen genommen. Wir haben alle Fotos bei Mebis hochgeladen. Ich wollte immer gucken, wie die anderen die Brücke gebaut haben.

Meine Klasse und ich haben auch Videokonferenzen. Da hatten wir sehr viel Spaß. Wir haben Spiele gespielt, und unsere Lehrerin hat uns gezeigt, wie wir in Mebis verschiedene Sachen machen können. Ich und meine Freunde haben uns heimlich immer was geschrieben bei den Klassenkonferenzen, da gibt es nebendran nämlich ein Feld. Da kann man draufdrücken und man kann aussuchen, an wen man eine Nachricht schreibt. Das haben wir sehr oft gemacht, das finde ich cool. Am Anfang hat mir Papa immer die Videokonferenz angeschaltet, aber jetzt kann ich das schon alleine. Als meine Mama mal das gleiche Programm nehmen musste, habe ich ihr gezeigt, wie sie reinkommt.
Ich finde manches gut, aber ich finde richtige Schule besser, weil alle da sind und alle was sagen können. Manchmal ist es zu schnell in der Schule, dann kann ich zu Hause noch das Video von meiner Lehrerin anschauen. Am besten an der Schule ist, dass ich mit meinen Freunden reden kann und spielen.