Das Padlet im inklusiven Einsatz an einer Grundschule
Vanessa Henke
Übersicht
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Zusätzliche Information: In manchen Bundesländern wird von der Nutzung des Tools abgeraten oder diese untersagt. Die Bestimmungen des eigenen Bundeslan- des hierzu sind daher in Erfahrung zu bringen. Taskcards kann hier eine Alternati- ve sein (vgl. Kap. 5.1.2).
Kurzbeschreibung
Bedingt durch die Corona-Pandemie mussten Schüler:innen seit mehr als einem Jahr zuhause unterrichtet werden. Seitdem werden von Schulen unterschiedliche digitale Formate genutzt, um die Lernenden (und Eltern) zuhause digital zu unterstützen. Eine Möglichkeit der Unterstützung ist das Padlet als digitale Pinnwand. Im Beitrag werden zum einen Einsatzmöglichkeiten des Padlets, zum anderen die Verwendung des Tools in einer Schule in NRW im Distanzunterricht vorgestellt. Ergänzt wird der Beitrag durch deskriptive Ergebnisse einer Schüler:innenbefragung einer vierten Jahrgangsstufe, die seit Beginn der Pandemie mit dem Padlet arbeitete.
Das Padlet – eine digitale Pinnwand
Seit Beginn der Pandemie nutzen (Grund-)Schulen verstärkt digitale Formate, um Kinder im Unterricht und im Distanzunterricht digital zu unterstützen. Als digitale Unterstützung dient u. a. das Tool Padlet. Diese wird von dem Onlinedienst Padlet angeboten. Das Padlet ist eine digitale Pinnwand, die im Rahmen des Präsenzunterrichts, des Distanzunterrichts, der Elternarbeit, der Arbeit im Kollegium oder bei Fortbildungen orts- und zeitunabhängig genutzt werden kann. Zur Nutzung benötigen die Lehrer:innen und Schüler:innen ein digitales Endgerät (bspw. ein Tablet).
Ein Padlet kann zum Austausch von Arbeitsergebnissen zwischen den Lernenden, als Pinnwand für einen Wochenplan, als Informationsüberblick für Eltern (bspw. zum Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule), als digitales Tool im Unterricht für Partner- oder Gruppenarbeiten und/oder zur kreativen Arbeit im Kollegium eingesetzt werden. Dabei können Arbeitsergebnisse oder Inhalte von den Nutzer:innen in Echtzeit aktualisiert und diskutiert werden. Der Onlinedienst Padlet bietet die Möglichkeit, verschiedene Pinnwände kostenfrei zu erstellen. Bis zu einer Anzahl von drei Padlets kann eine kostenlose Variante genutzt werden, darüber hinaus muss eine kostenpflichtige Variante gebucht werden.
Mit der kostpflichtigen Variante sind zugleich ergänzende Funktionen, wie das Hochladen von größeren Dateien möglich. Zudem bietet Padlet neben dem Tarif für Einzelpersonen auch weitere Tarife, bspw. für Schulen an. Für ein Padlet können je nach Zielsetzung unterschiedliche Layouts aus den vorhandenen Vorlagen ausgewählt werden. So kann das Padlet bspw. als einfache Wand mit unterschiedlichen Text- und Bildfeldern bestückt oder als Timeline gestaltet werden, wenn z. B. chronologische bzw. zeitliche Prozesse veranschaulicht werden sollen. Im Rahmen der kostenfreien Version bietet padlet.com acht verschiedene Layoutvarianten an. Hat ein Nutzer eine dieser Varianten ausgewählt, kann er die Pinnwand direkt nutzen. So kann eine Pinnwand sofort über einen geteilten Link mit einer Zielgruppe gemeinsam bearbeitet oder zunächst selbst gestaltet und später zur Verfügung gestellt werden.
Nutzungsmöglichkeiten
Seit Beginn der Pandemie haben (Grund-)Schulen verstärkt Padlets im Distanzunterricht eingesetzt. Diese ermöglichen die Bereitstellung von Materialien, indem Lehrende und Lernende Dateien hochladen können und ggf. über eine Kommentarfunktion in einen Austausch treten können. Das Padlet dient im Rahmen das Distanzunterrichts zumeist dem Austausch von Materialien zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen und wird als Pinnwand für den Online-Wochenplan genutzt.
Da im Rahmen dieses Beitrags das Padlet als Wochenplan im Fokus steht, wird im Folgenden schwerpunktmäßig auf dessen Einsatz an einer Grundschule in Nordrhein-Westfalen eingegangen. Die Schule liegt in einer Mittelstadt (über 20.000 Einwohner), in welcher die ansässigen Grundschulen medial gut ausgestattet sind. Dies zeigt sich durch die Arbeit mit Smartboards in den Klassen und die Nutzung von iPads im Unterricht. Das Padlet war beim Einsatz im Distanzunterricht dem analogen Wochenplan mit Pflicht- und Wahlaufgaben sehr ähnlich. Dieser wurde wöchentlich per Mail an die Eltern verschickt bzw. konnte in der Schule in Papierform abgeholt werden. Zusätzlich wurde der Wochenplan über den Onlinedienst padlet.com visualisiert.

Im Rahmen des Unterrichts in Distanz erhielten die Schüler:innen einer Jahrgangsstufe (hier Klasse 4) jede Woche bzw. alle zwei Wochen ein gemeinsames, passwortgeschütztes Padlet mit neuen Inhalten. Der Aufbau des Padlets war stets ähnlich. Es wurde die von Padlet vorgegebene Layoutvariante Regal ausgewählt. Dabei umfasste das erste Regal (s. o. erste Spalte) stets eine kurze Begrüßung und den Wochenplan selbst, die darauffolgenden Regale (Spalten) gliederten sich in die jeweiligen Fächer. Die Aufgaben im Padlet ähnelten denen in einem analogen Wochenplan im bisherigen Unterricht. So waren die Aufgaben selbst (vgl. einzelne Regale bzw. Spalten oben) obligatorisch. Ergänzend erhielten die Schüler:innen freiwillige, ergänzende Zusatzangebote, wie bspw. Sportangebote, Hinweise auf weitere schon erstellte Padlets mit Übungen, Autor:innenlesungen, Kunstkurse, etc. Das Padlet sollte die Schüler:innen in der Strukturierung ihrer Arbeit durch die verschiedenen Regale unterstützen. Es diente dazu, die Aufgaben in den einzelnen Fächern digital zu visualisieren und zu strukturieren. Gleichzeitig erweiterte sich durch das Padlet das Aufgabenspektrum, indem weitere kreative Aufgaben im Padlet angeboten wurden. Diese konnten die Schüler:innen je nach Interesse und Motivation individuell nutzen.
Erfahrungen von Schüler:innen
Die benannte Grundschule in Nordrhein-Westfalen nutzte während der Phase des Distanzlernens das Padlet regelmäßig. Als Ergänzung zum Padlet wurden zudem wöchentliche Videokonferenzen zur Erarbeitung des Wochenplans durchgeführt. Im Unterricht hatten die Kinder der vierten Schuljahre das Padlet durch eine Sachunterrichtseinheit vertiefend kennengelernt. Ziel dieser Unterrichtsreihe war die gemeinsame Entwicklung einer Pinnwand zu dem Wohnort der Schüler:innen.
Vor diesem Hintergrund wurden im Juni 2021 43 Schüler:innen der vierten Klassen zu ihrer Nutzung des Padlets befragt. Im Folgenden werden ausgewählte Ergebnisse der Befragung deskriptiv vorgestellt.
Nutzung des Padlets
Von den insgesamt 43 Schüler:innen gaben sechs Kinder an, dass sie das Padlet nicht für die Bearbeitung des Wochenplanes verwendet haben. Entsprechend nutzten 37 der befragten Kinder das Padlet regelmäßig zur Bearbeitung der Aufgaben im Wochenplan. Die Bearbeitung der Aufgaben war auch ohne Padlet möglich, da davon ausgegangen werden musste, dass nicht alle Kinder im Elternhaus über ein Endgerät, wie Tablet oder Smartphone verfügten. Zur Häufigkeit der Nutzung erklärten zehn der 37 Schüler:innen, dass sie das Padlet jeden Tag, 20 Schüler:innen an ca. drei von fünf Tagen und sieben Schüler:innen an einem Tag in der Woche nutzten. Zusatz- und Spiel- und Spaßaufgaben, die ergänzend im Padlet angeboten wurden, nutzten nach eigenen Aussagen 12 der 37 befragten Lernenden. So erklärte mehr als die Hälfte der Kinder (= 25 Kinder), dass sie lediglich die Aufgaben des Wochenplanes mit dem Padlet bearbeiteten.
Das Padlet als digitale Unterstützung zur Bearbeitung
des Wochenplans
21 Kinder erklärten, dass für sie das Padlet zu einem besseren Verständnis bzw. zur Ordnung der Aufgaben des Wochenplans beigetragen hat. Auch erklärten mehr als die Hälfte der Schüler:innen, dass ihnen das Padlet bei der Arbeit geholfen hat. Ergänzend wurden die Kinder nach den digitalen Tools im Padlet befragt. Dabei sollten sie aus ihrer Sicht ankreuzen, welche digitalen Tools ihnen bei der Bearbeitung des Wochenplans besonders geholfen hatten. Sie konnten zwischen Videos, Hörbeispielen, Bildern/Fotos und Sprachnachrichten unterscheiden. Diesbezüglich empfanden die Schüler:innen besonders die Videos als positive Unterstützung für die Bearbeitung der Aufgaben (= 28 Kinder). Zudem nahmen auch mehr als die Hälfte der Schüler:innen Hörbeispiele, bspw. in Form von Vokabeltrainings und Bilder bzw. Fotos zu einzelnen Themen als Unterstützung für die Bearbeitung der Aufgaben wahr. Einige Kinder erklärten außerdem, dass ihnen am Padlet besonders die Struktur nach Fächern gefallen und diese zur Ordnung der Aufgaben des Wochenplanes beigetragen hat. Diese Ergebnisse konnten im Rahmen der Notbetreuung in der Schule teilweise beobachtet werden, in welcher die Schüler:innen den Wochenplan mit Hilfe des Padlets bearbeiteten. Die Schüler:innen waren oft motiviert sich Lerninhalte über Videos oder Hörbeispiele anzueignen. Sie hörten sich einzelne Videos oder Hörbeispiele in der Schule wiederholend an, um so einzelne Aufgaben zu bearbeiten. Dabei zeigte sich die Möglichkeit der Wiederholung von Videos oder Hörbeispielen als Vorteil im Lernprozess. Gleichzeitig konnte auch das pädagogische Personal in der Schule, bspw. Lehrkräfte oder das Personal in der Betreuung die digitalen Tools nutzen, um gemeinsam mit Kindern Inhalte in der Notbetreuung zu erarbeiten.
Fazit
Insgesamt lässt sich zur schulischen Nutzung des Padlets sagen, dass dies unterschiedlich eingesetzt werden kann und eine digitale Ergänzung hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Kolleg:innen bzw. Eltern darstellt. Dabei können Ergebnisse präsentiert und Informationen zielorientiert zusammengefasst bzw. weitergegeben werden. In der Zusammenarbeit mit den Schüler:innen kann das Padlet sowohl im Unterricht als digitale Pinnwand zu einem Thema als auch im Distanzunterricht für den Wochenplan genutzt werden. Im Distanzunterricht werden die Aufgaben des Wochenplans im Padlet anschaulich präsentiert und strukturiert. Dies kann gerade für Kinder mit besonderen Bedürfnissen eine sinnvolle Unterstützung in der Strukturierung ihrer Arbeit sein. Die obige Befragung konnte aufzeigen, dass die Schüler:innen das Angebot bereits angenommen und größtenteils als Vorteil für sich nutzen konnten. Die Zusatzangebote wurden dagegen eher weniger genutzt, sodass dies ggf. noch in der Anwendung näher betrachtet werden müsste. Hierzu könnte eine Befragung der Schüler:innen hinsichtlich der Nutzung weiterer (freiwilliger) Angebote im Padlet einen Einblick geben. Vor diesem Hintergrund lässt sich für die Anwendung des Padlets im Distanzunterricht festhalten, dass Schüler:innen zumeist motiviert sind dieses zu nutzen, die Arbeit der Schüler:innen am Wochenplan in digitaler Form sinnvoll strukturiert und durch das Ergänzen von digitalen Tools das Lernen in Distanz unterstützen kann.