Lea Schulz & Igor Krstoski
Immer wieder wird die Schulwelt revolutioniert, neu erfunden oder befindet sich im Wandel. Nach jedem Regierungswechsel werden medienwirksam zukunftsweisende Themen auf die Agenda gesetzt. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang in den letzten Jahren wohl die Digitalisierung der Schule, eine vorherige war die Inklusion, davor Integration, Reformpädagogik und noch vieles mehr. In diesem Band werden die Bereiche Digitalisierung/Digitalität in der Schule und Inklusion systematisch verbunden und mit vielen Beispielen aus der gelebten Praxis von Pädagog:innen dargestellt und mit bunter Vielfalt gefüllt.
Digitalisierung und Inklusion beschreiben dabei zwei große Herausforderungen innerhalb der Schulentwicklung. Gemeinsam gedacht und in die Praxis umgesetzt ergeben sich zwei sich gegenseitig stützende Grundpfeiler einer neuen Schulkultur, die den Unterricht mit einer heterogenen Schülerschaft verändern (vgl. Schulz 2021, S. 33). In der Zusammenschau der beiden zentralen Aufgaben der Schulen, Inklusion und Digitalisierung, wird der gemeinsame Begriff Diklusion (Digitale Medien und Inklusion) erschaffen (vgl. Abb. 3.1), der die beiden wichtigen schulischen und unterrichtlichen Innovationsprozesse der Schulentwicklung (vgl. Filk 2019, S.65) zu einem Ganzen vereint.

Unter Inklusion wird an dieser Stelle der weite Inklusionsbegriff verstanden, der nicht zuletzt durch den weiten Inklusionsbegriff der deutschen UNESCO-Kommission (o. J.) geprägt wurde. Unabhängig von einem offiziell erhobenen Förderschwerpunkt sollen alle Kinder und Jugendlichen berücksichtigt werden. Alle Schüler:innen sollen für eine inklusive Bildung anhand ihrer Bedürfnisse und individuellen Lernvoraussetzungen die Chance auf die Entwicklung und Ausschöpfung ihrer Potenziale erhalten und an qualitativer hochwertiger Bildung teilhaben. Vielfalt solle als Chance begriffen werden, als Chance für ein „friedliches und soziales Miteinander“ (ebd.).
Der Schlüsselbegriff Diklusion dient der Verbesserung der Chancengleichheit und der Teilhabe aller Schüler:innen an Bildung in allen Schularten und an einer digitalen Gesellschaft. Die Vereinigung von digitalen Medien und Inklusion soll damit nicht als rein additive Verbindung gesehen werden. Stattdessen entstehen Synergieeffekte, die alleine gedacht keinerlei Wirkung hätten. Diese hohe Bedeutsamkeit der Themenbereiche Inklusion und digitale Medien im Schulentwicklungskomplex hat Folgen für die Personalentwicklung. Sie stellt die daran beteiligten Akteure vor großen Herausforderungen zur Neustrukturierung ihrer Ziele, Wertvorstellungen sowie Aufgaben und Abläufe (vgl. Schulz 2021, S. 33).
Der Begriff soll den wissenschaftlichen, praktischen sowie politischen Diskurs zu digitalen Medien und Chancengerechtigkeit, Inklusion und Diversität unter einem Dach vereinen und gleichzeitig zum Austausch anregen und die Diskussion rund um eine digital-inklusive Schule in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken. Wie können wir eine Schule für alle in einem digitalen Zeitalter entwickeln? Wie können wir einen guten digital-inklusiven Unterricht gestalten? An welchen Stellen ist es notwendig, Exklusionsrisiken in den Blick zu nehmen und welche Kompetenzen müssen Schüler:innen entwickeln, um an der digitalen Gesellschaft teilhaben zu können?

Das Buch zum Beitrag
Dieser Beitrag stammt aus unserem Buch “Diklusive Lernwelten” – ein Gemeinschaftswerk von 51 Autor:innen, das zeigt, wie digitale Medien die Inklusion wirklich aller Schüler:innen im Unterricht fördern kann. Mit vielen Erfahrungsberichten und Tipps direkt aus der Praxis!
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