Heinz Bayer
Frei nach Christof Arn: „Eine gute agile Didaktik ist also eine Agilität zweiter Ordnung: Nicht eine Dominanz von Agilität, sondern eine Agilität in der Dosierung von Agilität..“ (In diesem Buch Kapitel 1.6 ) Eine phantasievolle Bilderreise durch eine kollaborative Improvisationslandschaft mit viel freiem Denk-Raum für eigene Interpretationen und Experimentierfelder.
Nur mal so angenommen …

… jeder Mensch wäre lebenslang ein didaktischer Zwilling und Hattie hätte also recht mit seiner Behauptung, dass die Bereitschaft, selbst zu lernen, Lehrende lernwirksam macht
… und auch Deci und Ryan hätten mit ihrer Selbstbestimmungstheorie recht, dass man auf dem dreibeinigen Trampolin der Motivation nur dann gut springen kann, wenn die Beine von Autonomie, Kompetenz spüren und Sozialer Einbindung solide entwickelt sind
… und Willy Wijnands hätte recht damit, dass man, wenn man es beherrscht, mit agil aufgestellten eduScrum-Klassen einige Wochen früher mit dem Lehrplan fertig wird … bei gleichen Ergebnissen wie bei den Parallelklassen … nur dass sie nebenbei auch noch enorm viel Eigenständigkeit gelernt hätten

…und man würde die Effektstärken für Lernwirksamkeit in der Hattie-Studie ernst nehmen, denn sie sind tatsächlich dort sehr hoch, wo es um die gute Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und Lernenden geht … wobei man diese Annahme auch mit dem Agilen Manifest bekräftigen könnte
… und Christof Arn hätte recht mit der Behauptung, dass „gute agile Didaktik nicht eine Dominanz von Agilität, sondern eine Agilität in der Dosierung von Agilität ist“ (Agilität zweiter Ordnung), dass es also um einen möglichst großen Spielraum geht
… und der Blick in den eigenen Freundeskreis hätte recht mit der Behauptung, dass die Schulnoten zusammen mit der allgemeinen Defizitorientierung nichts mit der späteren Lebens- und Berufswirklichkeit zu tun haben

… und die Pisa-Studien hätten recht mit der Behauptung, dass Schüler/innen viel zu wenig gefordert würden und sie ihre Fähigkeiten abseits der Schulfächer in der Schule nie wirklich ausspielen könnten
… und die eigene Lebenserfahrung hätte recht, dass man gute Methoden unentwegt an die Wirklichkeit anpassen sollte, weil man die Wirklichkeit nicht so einfach ändern kann
… und die Gehirnforscher und Entwicklungspsychologen und -innen hätten recht damit, dass wir Menschen uns in den verschiedenen Hirn-Bereichen unterschiedlich schnell entwickeln

… und Otto Kraz hätte damit recht, dass man effektives Lernen nur erreichen kann, wenn man die Lambda-Ebene beidseitig bespielt und auch einseitige Lambda-Schwellen durch dauerndes Feedback verhindert
Nur mal angenommen, das würde alles stimmen …
…. dann empfehle ich als Luuise-Coach* den Einsatz eines simplen Feedback-Instruments (nennen wir es einmal Klein-Luuise) am Ende jeder Schulstunde und ein agiles und damit professionelles Ausprobieren von Agilität zweiter Ordnung ….

… und Gründung eines Klassen&Fach -StartUps zusammen mit den Schüler/innen
mit viel Lambda-Ebene
… bevor man nach vielen Luuises-Loops den agilen Warp-Antrieb von einem Team von Schüler/innen ausprobieren und entwickeln lässt … jede/r sollte einmal im Jahr ein Wurmlochabenteuer** bestehen … und jedes Jahr und in jeder Klasse gäbe es tausend unterschiedliche agile Wurmlochabenteuer und -methoden

… und so könnte die Wurmlochstrategie tatsächlich in manchen Klassen bei manchen Lehrpersonen zu manchen Zeiten wunderbar funktionieren … und Lehrende wie Lernende hätten viel Spaß und Freude dabei. Ausprobieren könnte sich aber richtig lohnen … kollaborative Improvisation ist professionell, agil passt in die VUCA-Zeit und das pädagogische Experiment wird zum kreativen Zukunftsmotor …
allerdings: Lambda regeln, erst dann Warpantrieb starten!!!
Mittels Warpantrieb und Lambda-Sonden-Loop.
Heinz Bayer alias Otto Kraz …***
* Luuise – Lehrpersonen unterrichten und untersuchen integriert, spezifisch, effektiv https://www.fhnw.ch/de/forschung-und-dienstleistungen/paedagogik/institut-weiterbildung-und-beratung/integrierte-schul-und-unterrichtsentwicklung-luuise
** In der Star-Trek-Serie Deep Space Nine nutzt man die aus der Relativitätstheorie abgeleitete Idee, dass es in der gekrümmten Raumzeit eine Möglichkeit gibt, weit entfernte Gegenden des Universums durch ein sogenanntes Wurmloch zu erreichen. In Deep Space Nine geht es um eine abgelegene Raumstation, die mit Hilfe eines in der Nähe entdeckten Wurmloch große strategische und wirtschaftliche Bedeutung erlangt. Das Wurmloch ist dort allerdings eine künstlich erzeugte Passage für Raumschiffe. Der Warp-Antrieb nutzt die theoretische Idee, den Raum vor einem Raumschiff zu stauchen, um problemlos mit zigfacher Lichtgeschwindigkeit riesige Entfernungen zurückzulegen. Soweit Science-Fiction.
Die Wurmloch-Strategie von Otto Kraz ist allerdings direkt umsetzbar.
*** Ehemaliger Physik- und Mathelehrer, Schulentwickler, Luuise-Coach und Herausgeber des agilen Magazins Helix auf www.aufeigenefaust.com

Das Buch zum Beitrag
Dieser Beitrag stammt aus unserem Buch “Agilität und Bildung” – ein Gemeinschaftswerk von 34 Autor:innen aus der Bildungsbranche.
Das Thema „Agilität und Bildung“ lässt sich nicht einfach zwischen zwei Buchdeckel packen. Vielmehr zeigt sich, dass Agilität in Bildung ein schon bekanntes, und zugleich stetig wachsendes Feld ist. Agilität ist KEIN Buzzword, sondern steht für eine wohlüberlegte Herangehensweise. Dieses Buch ist der Versuch, viele Elemente der Agilität sichtbar zu machen: Grundgedanken über Agilität genauso wie Praxisbeispiele aus dem Bildungsalltag. Ein kundiger Reiseführer sozusagen.
Zum nächsten Kapitel…