Anja Lehmann
Leibniz-Montessori-Gymnasium – Kurzprofil
Das Leibniz-Montessori-Gymnasium ist ein städtisches Ganztagsgymnasium mitten in Düsseldorf mit circa 800 Schüler*innen und 70 Lehrkräften und hat zum Schuljahr 2019/20 das neu erarbeitete Konzept Montessori plus in allen Jahrgängen der Sekundarstufe I eingeführt. Hintergrund der Neukonzeption war eine immer größer werdende Unzufriedenheit mit unserem damaligen, über viele Jahre gewachsenen Konzept. Zudem wollten wir stärker als zuvor erreichen, dass die Schüler*innen individueller, selbstständiger, eigenverantwortlicher, motivierter und sinnerfüllter üben und forschend lernen können.
Montessori an unserem Gymnasium ab 2003
Der Start unserer Montessori-Ausrichtung liegt im Schuljahr 2003/2004 mit einem fünften Jahrgang. Aus der Elternschaft der Stadt war damals die Forderung immer lauter geworden, ein komplettes Montessori-Gymnasium einzurichten und nicht nur kleine Montessori-Zweige an verschiedenen Schulen anzubieten.
Zu Beginn hatten die fünften Klassen circa fünf bis sieben Stunden Freiarbeit in der Woche und wir haben – auch gemeinsam mit Eltern – Stunde um Stunde damit verbracht, Material herzustellen. Außerdem wurde viel handelübliches Montessorimaterial angeschafft.
Die Lehrkräfte für Deutsch, Englisch und Mathe hatten einen extrem hohen Korrekturaufwand, da zu Beginn alles abzugeben war. Früh stellten wir uns die Frage, wie wir den Korrekturaufwand reduzieren können und gleichzeitig mehr Montessori in die Arbeit der Schüler*innen einbringen können. Nach einiger Zeit stellten wir fest, dass sich die Pubertät und das freie Arbeiten nicht sehr gut vertragen beziehungsweise der Fokus zu sehr auf „frei“ gelegt wurde. So wurde immer mehr Freiarbeit gestrichen und auf Projekte gesetzt. Diese waren in Struktur und Inhalt allerdings recht stark von den Lehrkräften gesteuert. Am Ende war in der neunten Klasse noch unser selbst kreiertes Projektfach übrig geblieben. Dabei mussten sich alle Schüler*innen für eins der Projektfächer Theater, Sporthelfer*innen, Orientierungslauf, Technik, Musik, Kunst oder Montessori01bewerben. In der Oberstufe setzten wir zunächst auf Projektfachkombinationen in der Einführungsphase und nutzten die in NRW vor einigen Jahren neu geschaffenen Projektkurse in der Qualifikationsphase .02
Insgesamt gab es extrem viele montessorische Elemente, jedoch war es eher ein montessorischer Flickenteppich mit zahlreichen sehr guten Ideen, aber fehlender Gesamtrahmung. Auch der Bruch zwischen Erprobungs- und Mittelstufe sowie beim Übergang in die Oberstufe war immer deutlicher spürbar, so dass der Wunsch nach mehr Einheitlichkeit und Einfachheit immer stärker wurde.
Start von Montessori plus
Nach einem zweijährigen Schulentwicklungsprozess sind wir im Schuljahr 2019/20 mit dem Konzept Montessori plus an den Start gegangen. Hier wird das Konzept in einem Erklärvideo ganz grob erläutert. Die Abbildungen (folgende Seite) zeigen, welche Überlegungen wir zu Beginn der Konzeptentwicklung bereits angestellt hatten.
Wenn nicht gerade durch die pandemiebedingten Hygienevorschriften eingeschränkt, wählen bei uns alle Schüler*innen und Schüler jeden Tag in der dritten und vierten Unterrichtsstunde ihren Lernort und -gegenstand selbst. Dabei werden unsere Klassenräume zu Fachräumen. In jeder Stunde sind je zwei Deutsch-, Mathe- und Englischräume und außerdem viele weitere Fachräume geöffnet.

In den Fachräumen befinden sich die verschiedenen Module: Pflicht-, Übungs-, Vertiefungs- und Interessenmodule.
Bei den Pflichtmodulen handelt es sich um ausgelagerte Unterrichtsthemen des Curriculums, die von den Fachschaften vorbereitet wurden. Sie sind von den Schüler*innen verpflichtend zu bearbeiten und beeinflussen die Noten, denn aus jedem Fach wurden anteilig Stunden in Montessori plus-Stunden umgewidmet.03
Auch die Übungsmodule wurden von den Fachschaften vorbereitet. Die Schüler*innen können sie nach Bedarf bearbeiten oder erhalten von ihren Lehrkräften die dringende Empfehlung, dies zu tun. Sie können dadurch ihre Fachnote positiv beeinflussen.04
Gleiches gilt für die Vertiefungsmodule, die einen fordernden Charakter haben, während die Übungsmodule eher dem Förderbereich zuzuordnen sind.
Die Interessenmodule sind z.B. Forscheraufgaben, Wettbewerbe, Ideen von Schüler*innen und Lehrkräften. Die Schüler*innen wählen diese frei aus (oder auch gar nicht) und sie sind bewertungsfrei.
Ergänzt wird das Fachraumsystem von Workshops und Sportangeboten. Alle Schüler*innen müssen sich in ein bewertungsfreies Sportangebot einwählen. Hierbei bieten die Sportlehrkräfte einzelne Sportarten an, die dann für ein Halbjahr angewählt werden und verpflichtend sind. Auch unsere Workshops, die noch aus der Zeit stammen, als wir ein Förderband etabliert hatten, bieten wir weiterhin in der Montessori plus-Zeit an. Hier gibt es zum Beispiel Handlettering, Archiv, MINT, Nähen, Schulgarten, Schulzeitung und vieles mehr.
Die Schüler*innen entscheiden sich also z.B. dafür, in den Französischraum zu gehen und arbeiten dort an einem ihrer Pflichtmodule für Französisch. Wenn gewünscht, bekommen sie auch Hilfe von der dort anwesenden Französischlehrkraft. Wenn sie bereits während der Stunde fertig werden, dürfen sie natürlich auch an etwas anderem arbeiten, z.B. an den Lernzeit-Aufgaben (so heißen in NRW Hausaufgaben an Ganztagsschulen) für Mathematik. Wer ganz in Ruhe und alleine arbeiten möchte, geht in eines der drei Silentien, einem Still-Arbeitsraum.
Der Jahrgang 5 nimmt in Montessori plus eine Sonderrolle ein. Zur Eingewöhnung bleiben die fünften Klassen zunächst unter sich – zuerst im eigenen Klassenraum, nach einigen Wochen dürfen sie auch in einem der anderen 5er-Klassenräume oder im „weitere Fächer-Raum“ arbeiten.

Hier sind in jedem Klassenraum die Module für Deutsch, Englisch und Mathe vorhanden, die anderen Fächer finden sich im zusätzlichen Raum. Je nach Entwicklungsstand dürfen die Schüler*innen dann auch z.B. in den Kunst- oder Musikraum – manche schon kurz nach den Herbstferien, andere erst im zweiten Halbjahr. Im Jahrgang 5 wird zudem viel Wert auf eine feste Struktur der Montessori plus-Stunden gelegt. Die dritte und vierte Stunde sind dabei als Einheit zu verstehen. Zwischen den Stunden erfolgt auch bei einem Lehrkraftwechsel keine große Begrüßung.
Im Idealfall wird die Arbeitsatmosphäre nicht gestört. Zu Beginn gibt es eine maximal zehnminütige Wuselphase zur Organisation und Aufgabenwahl. Danach folgt für den Rest der Stunde eine Stillarbeitsphase in Einzelarbeit. In der weiteren Arbeitsphase dürfen ausgewählte Schüler*innen nach Absprache den Raum verlassen, um an den Tischen auf dem Flur zu arbeiten. Jeder Klasse stehen zwei Tische zu.
Die Schüler*innen im Raum können sich die Plätze frei wählen. Alle Arbeitsformen sind zugelassen unter der Voraussetzung, dass in 30cm-Lautstärke gesprochen wird. Zum Ende der zweiten Montessori plus-Stunde folgt eine zehnminütige Dokumentations- und Aufräumphase.
In der Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe haben wir im Schuljahr 2020/21 mit Montessori plus gestartet, und zwar mit insgesamt vier Wochenstunden (abgedeckt durch die Wahl von zwei zweistündigen Vertiefungskursen). Die Schüler*innen haben dabei zwei Wochenstunden freies Arbeiten und können wählen, ob sie in einen Deutsch-, Mathe- oder Englischraum oder in das Silentium gehen. Normalerweise wären dies zusätzliche Räume im „normalen“ Montessori plus-Betrieb und sie hätten auch z.B. in den Biologie- oder Musikraum gehen können, aufgrund der Pandemie bleibt der Jahrgang aber im Moment unter sich. Die anderen beiden Stunden sind als Seminarkurse gestaltet (die Bezeichnung hat nichts mit Seminarkursen oder -fächern aus anderen Bundesländern zu tun, sondern soll einfach diese Kurse abgrenzen von allem anderen), die quartalsweise angewählt werden. Der Kurs zur Berufsorientierung ist dabei verpflichtend, alle anderen Kurse sind frei wählbar. Es gibt z.B. den Kurs Lebenspraxis (Steuern, Versicherungen, Knopf annähen, Loch bohren,…), Rhetorik, digitale Lerntools, Datendiktatur, …
Montessori plus und Agilität
Als ich zum ersten Mal etwas zu Agilität in der Schule hörte (nämlich 2019 bei Stöffler/Förtsch in einem Vortrag), habe ich direkt gedacht, dass Montessori per se agil ist. Fasst man Agilität als eine Haltung auf, und zwar in dem Sinne, dass „ein von Vertrauen geprägter Führungsstil, der auf die Eigenverantwortung“5 der einzelnen Personen setzt, vorherrscht, so können auch montessorische Unterrichtssituationen als agil bezeichnet werden. Die Grundhaltung findet sich dabei im berühmten Zitat Montessoris „Hilf mir, es selbst zu tun“ wieder – denn dies kann nur gelebt werden, wenn wir auf Augenhöhe agieren und uns immer wieder agil an neue Situationen und Umstände anpassen.
„Hilf mir, es selbst zu tun“
„Hilf mir, es selbst zu tun“ kann bei der einen Schülerin bedeuten, dass sie nur eine kleine Erläuterung braucht, um eine Denkblockade zu überwinden, bei einem anderen Schüler kann es sein, dass die Lehrkraft zunächst mit ihm gemeinsam die passende Lernumgebung schaffen muss. Der Weg zum selbst Tun ist also höchst individuell und kann sich ständig verändern. Die Bedürfnisse der Lernenden und Lehrenden ändern sich häufig und wir versuchen uns bestmöglich daran anzupassen. Wir müssen auch aushalten, dass die Schüler*innen zeitweise nichts tun. Auch wir Lehrkräfte müssen uns der Herausforderung stellen, manchmal nichts zu tun beziehungsweise nicht zu schnell einzugreifen und nur beobachtend zu agieren. Trotzdem müssen wir jederzeit in der Lage sein, spontan und flexibel auf die verschiedenen Anforderungen durch die Schüler*innen reagieren zu können (Jahrgänge 5 bis 9, viele verschiedene Themenbereiche) – vor Beginn der Montessori plus-Stunden wissen wir auch nicht, welche Schüler*innen an diesem Tag in unseren Stunden auftauchen, und schon gar nicht, womit sie sich an diesem Tag beschäftigen werden.
Da die Schüler*innen selbst verantwortlich sind für ihren Lernprozess, ist eine dauerhaft passive Haltung auf ihrer Seite eigentlich nicht möglich, zumal sie ja an ihren eigenen Interessen arbeiten dürfen. Dabei sind die von den Lehrkräften geschaffenen Interessenmodule eher als Anregung für eigene Ideen gedacht. Leider wird dieses interessengeleitete Arbeiten in unseren Augen noch zu sehr eingeschränkt durch curriculare Vorgaben, aber auch hier versuchen wir, so flexibel wie möglich zu agieren. So können die Schüler*innen an Übungs- und Vertiefungsmodulen arbeiten, um eventuell vorhandene Lücken zu schließen oder um sich in anderen Bereichen weiter herausfordern zu lassen. Auch unsere Drehtürmodelle sowie Doppelsprache und Doppeldifferenzierung06 und die Nacharbeit nach Krankheit oder Auslandsaufenthalten werden durch Montessori plus strukturell vereinfacht.
Agiles Manifest und Montessori
Im agilen Manifest07 heißt es, dass Individuen und Interaktionen einen größeren Wert haben als Prozesse und Werkzeuge, auch wenn diese trotzdem wichtig sind. Übertragen auf unser Montessori plus-Konzept bedeutet dies, dass wir unseren Schüler*innen durch die vorbereitete Umgebung mit den verschiedenen Modulen in den Fachräumen zwar Prozesse und Werkzeuge an die Hand geben, trotzdem aber offen sind für alternative Lernwege.
Selbst bei den Pflichtmodulen, die ausgelagerte Unterrichtsthemen enthalten und in die Beurteilung einfließen, haben wir die Freiheit, den Lernenden andere Wege zu ermöglichen und sie von der Verpflichtung, dieses Modul zu bearbeiten, zu befreien. Auch die Dokumentation ist uns zwar wichtig, vorrangig ist jedoch ein produktiver Lernprozess – in unseren Augen ist dieser sogar Voraussetzung für eine gute Dokumentation.08
Die Zusammenarbeit mit den Schüler*innen – entsprechend Punkt 3 „Customer collaboration“ im agilen Manifest – ist in montessorischen Lernsettings per se extrem wichtig (s.o. zu „Hilf mir, es selbst zu tun.“). Auch die Zusammenarbeit der Schüler*innen untereinander wird durch unser Konzept gefördert, denn in den Montessori plus-Stunden lernen und arbeiten Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichsten Altersstufen zusammen in einem Raum. Ist die Lehrkraft mit jemand anderem beschäftigt, so helfen sich die Lernenden gegenseitig. Diese Möglichkeit war insbesondere unseren Schüler*innen besonders wichtig. Übertragen auf agile Methoden befinden wir uns damit in Cross-functional-Teams aus dem SCRUM. Dies wird auch deutlich in der Partizipation der Schüler*innen bei der Weiterentwicklung unserer Module, die wir durch Rückmeldehefte versuchen zu implementieren.
Paradox: Wir möchten gern individuelle Lernwege ermöglichen und die Schüler*innen motivieren, ihren eigenen Interessen zu folgen, sind aber an Lehrpläne und Zentralabitur gebunden.
In diesen Heften können die Schüler*innen Anmerkungen zu den Modulen geben, z.B. wenn eine Aufgabenstellung nicht ganz eindeutig ist. So können die Module mit Hilfe ihrer Nutzer*innen verbessert werden, ähnlich wie in der Softwareentwicklung.
Der vierte Punkt des agilen Manifests, nämlich dass Reagieren auf Veränderung wichtiger ist als das Befolgen eines Plans, fällt uns Lehrkräften und Schulen bzw. Ministerien am schwersten. Im Alltag ist dies noch relativ leicht möglich, Lehrpläne an aktuelle Gegebenheiten anzupassen scheint jedoch immer ein Mammutunternehmen zu sein. Hier stoßen wir auch innerhalb unseres Montessori plus-Konzeptes immer wieder an Grenzen und bewegen uns in einem Paradox: Wir möchten gern individuelle Lernwege ermöglichen und die Schüler*innen motivieren, ihren eigenen Interessen zu folgen, sind aber an Lehrpläne und Zentralabitur gebunden. Dadurch fällt es häufig schwer, Änderungen und Abzweigungen der Lernwege und Basisfragen im Lernprozess – auch kurz vor wichtigen Prüfungen – willkommen zu heißen, wie es in den Prinzipien hinter dem Agilen Manifest09 geschildert wird. Agile Prozesse nutzen Veränderungen, um für ein vertieftes Verständnis zu sorgen und trotzdem müssen wir manchmal Prozesse abbrechen, um weiteren Stoff nach Lehrplan vermitteln zu können.
In Anlehnung an die letzten beiden Prinzipien des agilen Manifests könnte man für uns formulieren: Die besten Ideen und Lernerfolge entstehen durch selbstorganisierte Teams. In regelmäßigen Abständen reflektiert das Team, wie es effektiver werden kann und passt sein Verhalten entsprechend an.
Dabei spielt in unserem Alltag natürlich eine große Rolle, ob die gewählten selbstorganisierten Teams auch tatsächlich arbeitsfähig sind. Jugendliche in der Pubertät neigen oft dazu, ihre Arbeitsgruppen ausschließlich nach Sympathie zu wählen, so dass wir Lehrkräfte für die Arbeitsfähigkeit der Teams sorgen müssen – das kann auch heißen, sie auflösen zu müssen.
Die Reflexion erfolgt einerseits über den Schulplaner, in dem die tägliche Arbeit dokumentiert wird, andererseits durch die Beratungszeit, die wir in unseren Alltag integriert haben. Dabei werden die Schüler*innen von einer Person des Klassenleitungstandems während der Montessori plus-Zeit beraten – dies kann zwischen fünf und 45 Minuten dauern, je nach Bedarf. In der Regel sind diese Beratungen allerdings möglichst häufig und kurz. Als Orientierung dienen dabei sechs Leitfragen (1. Wie geht es dir? 2. Wie läuft es in Montessori plus? 3. Was hast du gearbeitet? (gegebenenfalls Planer zeigen lassen) 4. Was hast du für den nächsten Zeitraum geplant? 5. Gibt es noch etwas, worüber du sprechen möchtest? 6. Wann sollen wir uns wieder zusammensetzen?), die durch weitere Gesprächsthemen ergänzt werden können. Eine etwas größere Reflexion erfolgt an den drei Beratungstagen10 im Schuljahr, die auch die Gesamtentwicklung der Lernenden in den Blick nehmen.
Wie bereits zu Beginn des Kapitels erwähnt, hatten wir uns am Anfang unseres Schulentwicklungsprozesses das Ziel gesetzt, dass die Schüler*innen individueller, selbstständiger, eigenverantwortlicher, motivierter und sinnerfüllter üben und forschend lernen können. Hier lässt sich leicht der Bezug zum agilen Management herstellen, wie zum Beispiel bei Max Leichner nachzulesen ist: „Begriffe wie Eigenverantwortung und Selbstführung zählen in agilen Organisationen zum fundamentalen Gedankengut. […] Führung bekommt in diesem Kontext eine andere Bedeutung. Sie entwickelt sich zu einer Begleitung der Teams. Der „Chef“ ist mehr „Coach“ als dass er Anweisungen gibt.“11
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die in der heutigen Welt notwendigen Schlüsselqualifikationen wie Agilität im Sinne von lebenslangem Lernen und der Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln durch das Selbstverständnis des Lernenden als Subjekt des Lernens in der Montessori-Pädagogik inhärent ist, da es weniger um das Wissen selbst, sondern um die Art und Weise der Aneignung von Wissen sowie um die Bewertung und Anwendung von Wissen geht. Das Lernen in der Montessori-Pädagogik beruht auf Erfahrungen und dazu benötigt man Freiheit. Diese Freiheit geben wir unseren Schüler*innen in dem Sinne, dass sie innerhalb eines vorgegebenen Rahmens entscheiden können, wie, wo, wann und mit wem sie lernen. Auch hier können wir Bezug nehmen auf Maria Montessori, denn bei ihr heißt es: „Young people must have enough freedom to allow them to act on individual initiative. But in order that individual action should be free and useful at the same time it must be restricted within certain limits and rules that give the necessary guidance“.
Diese Freiheit geben wir unseren Schüler*innen in dem Sinne, dass sie innerhalb eines vorgegebenen Rahmens entscheiden können, wie, wo, wann und mit wem sie lernen.
Literaturverzeichnis:
Montessori, Maria: From childhood to adolescence. New York, 1948.
Stöffler, Friedemann/Förtsch, Matthias: Die agile Schule. Hamburg 2020.
Leichner, Max: Wie Führungskräfte hybride Kulturen managen. 18.02.2020,
https://www.computerwoche.de/a/wie-fuehrungskraefte-hybride-kulturen-
managen,3548444, abgerufen am 07.11.2020.
http://agilemanifesto.org/iso/de/manifesto.html, abgerufen am 07.11.2020
http://agilemanifesto.org/iso/de/principles.html, abgerufen am 07.11.2020.

Das Buch zum Beitrag
Dieser Beitrag stammt aus unserem Buch “Agilität und Bildung” – ein Gemeinschaftswerk von 34 Autor:innen aus der Bildungsbranche.
Das Thema „Agilität und Bildung“ lässt sich nicht einfach zwischen zwei Buchdeckel packen. Vielmehr zeigt sich, dass Agilität in Bildung ein schon bekanntes, und zugleich stetig wachsendes Feld ist. Agilität ist KEIN Buzzword, sondern steht für eine wohlüberlegte Herangehensweise. Dieses Buch ist der Versuch, viele Elemente der Agilität sichtbar zu machen: Grundgedanken über Agilität genauso wie Praxisbeispiele aus dem Bildungsalltag. Ein kundiger Reiseführer sozusagen.
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