Brendan Schumacher und Cindy Schenk

Praxisbeispiele:
Schüler-Rückmeldungen zur Arbeit mit den Classroomcubes zeigen deutlich: Das Lernen mit den Classroomcubes macht Spaß! In unserem Beitrag wird die Funktionsweise der „Cubes“ mit Hilfe von zwei praktischen Beispielen vorgestellt.
Unser Beitrag ist wie folgt unterteilt:
- Grundgedanken zur Entwicklung der Classroomcubes
(Miteinander besser lernen; Selbstwirksamkeit erleben; Eigenschaften der Classroomcubes) - Funktionsweise der Classroomcubes (Konfektionieren der Cubes)
- Praktische Beispiele (Umsetzungsbeispiel: Kooperative Lernform mit 4 Zufallsgruppen und Austausch der Resultate; Umsetzungsbeispiel: „Gruppenwettbewerb“ als Form der Kompetenzsicherung unter Verwendung von Rollen)
- Agilität für Lehrende und Lernende (Agilität für Lehrende; Agilität für Lernende; Inhaltsübersicht des Begleitlehrmittels)
Grundgedanken zur Entwicklung der Classroomcubes
Miteinander besser lernen
Kooperation ist in den Bildungseinrichtungen zu einem zentralen Thema geworden, gerade auch im Hinblick auf die spätere Berufswelt. Schnelle Reaktionsfähigkeit, Umgang mit Komplexität und Selbstorganisation sind nicht nur zu Zeiten der Pandemie geforderte Skills, welche zu besseren Ergebnissen führen. Das Wissen steht zur Verfügung und dessen Austausch bringt Fortschritt. Das geschieht heute oft online. Das ersetzt aber nicht die zwischenmenschliche Begegnung, das „face-to-face“. Schüler*innen lernen zusammen am besten. Miteinander und voneinander. Gruppenarbeit! „Let us put our minds together and see what we can make for our children“, sagt ein indianisches Sprichwort.
Jeder bringt Talente mit, Gifts. Miteinander lernen heißt auch voneinander lernen, partizipativ, durch eigenes Tun miteinander ein Netz von Ideen entwickeln statt Punkte büffeln.
„Let us put our minds together and see what we can make for our children“, sagt ein indianisches Sprichwort.
Sozial lernen, denn das Meiste lernen Menschen von Menschen. Das Zwischenmenschliche lässt sich nicht digitalisieren. Wir nutzen alle modernen Errungenschaften unserer Kultur- Laptops, Computer und so weiter. Wir setzen das alles ein um das Wissen zu holen. Routinen können mit Lernsoftware erworben werden. Aber die Aufarbeitung und das „sich-aneignen“- das geschieht gemeinsam in der Gruppe. Denn zum nachhaltigen Lernen gehören Emotionen mit dazu.
Alle tragen zum Lernen bei. Miteinander besser – Sozial lernen.
Selbstwirksamkeit erleben
Durch das eigene Tun, auch durch das Vermitteln von Ergebnissen, lernen die Schüler*innen ihre Selbstwirksamkeit kennen, diese Kraft, aus sich selbst heraus etwas bewirken zu können. Das stärkt und motiviert. Lernende der Volksschulstufe dokumentieren ihre Arbeits- und Austauschprozesse beispielsweise in einem Portfolio. Das Portfolio kann die selbstverständliche Grundlage von Standortgesprächen. Die Lehrperson zeigt Perspektiven auf, macht Prozesse deutlich.
Der Entscheid, einen Schritt weiter zu gehen, mit Leichtigkeit auch die Leistung zu steigern, diese heitere Gelassenheit leben, diese Zugabe, geschieht selbstgesteuert. Es geht darum, Menschen diese Kraft in sich selbst zu vermitteln, dieses Vertrauen in die Selbstwirksamkeit zu stärken. Agilität baut auch auf Intuition- intuitiv- von innen heraus sich lenken lassen statt von außen geführt werden- das ist die ganz hohe Kunst. Die Classroomcubes fördern dieses Vertrauen in sich selbst.
Miteinander und voneinander lernen und mit Hilfe des Coachings der Lehrperson auf Erfolgserlebnissen aufbauen- Stärken stärken durch schrittweises Tun – das Vertrauen in sich wird ständig weiterentwickelt.
Selbstwirksamkeit konnotiert mit Selbstverantwortung- das Lernen findet selbstverantwortlich statt. Für das gesamte Denken, Fühlen und Handeln, ist jeder Mensch letztendlich selbst verantwortlich. Die Schüler*innen lernen sich selbst zu führen. Sie können sich selbst beherrschen. Aus dem Selbst heraus entscheiden. Das ist Stärke.
Eigenschaften der Classroomcubes
Eine Holzbox enthält 32 Holzquader, welche mit unterschiedlichen Symbolen und Farben bedruckt sind. Die Cubes organisieren als didaktisches Tool Gruppenarbeiten dank eines ausgeklügelten Schlüssels. Sowohl die Zusammensetzung der Gruppen wie auch der Austausch wird agil umgesetzt. Zitat Dr. Anton Strittmatter „Und zwar so, dass ausnahmslos alle (!) Schülerinnen und Schüler in hohem Maße Sachkompetenz in jeweiligen Themen beziehungsweise zum jeweiligen Lernziel erwerben, gleichzeitig ihr Können als Lernende und Lehrende festigen und nebenher Kompetenzen des Wissenserwerbs und der Zusammenarbeit/Kommunikation entwickeln.“
Die Classroomcubes setzen durch ihre Haptik und räumliche Präsenz einen Kontrapunkt zur Digitalisierung und Individualisierung und fördern spielerisch und strukturiert das Erlebnis einer Teamleistung. Dabei wird der individuelle Fortschritt gezielt beobachtet und gefördert.
Die Cubes unterstützen in fortgeschrittenen Lernsituationen komplexe Erarbeitungs- und Austauschphasen und fördern die Entwicklung der Kompetenzen durch Selbst- und Fremdevaluationsanlässe.
Die Classroomcubes setzen durch ihre Haptik und räumliche Präsenz einen Kontrapunkt zur Digitalisierung und Individualisierung und fördern spielerisch und strukturiert das Erlebnis einer Teamleistung.
Didaktische Massnahmen können die gesteuerte Zuweisung von Schüler*innen in Kompetenzstufen und in homogene oder heterogene Gruppen beinhalten. Auch können bestimmte Rollen zugewiesen werden um Stärken zu stärken oder um Defizite zu reduzieren.
Der Unterricht mit den Classroomcubes ist zielorientiert und Resultate werden gesteuert ausgetauscht. Die Vorgehens- und Arbeitsweise sowie die Prozesse und deren Produkte werden durch eine bewusste Feedbackkultur begleitet und optimiert, wodurch das Verständnis für die Erreichung von Kompetenzen bei den Schüler*innen unterstützt wird.
Mit den Classroomcubes werden Lehrpersonen in der Umsetzung einer agilen Didaktik unterstützt. Mit Hilfe der Classroomcubes lernen Schüler*innen / Teammitglieder agile Werte, Prinzipien und Verfahren.
Die Cubes sind auf allen Stufen und in jedem Alter einsetzbar – überall dort, wo Kooperation stattfindet. Wir verwenden im Folgenden den Ausduck Schüler*innen für alle möglichen Teilnehmenden.
Die Classroomcubes fördern den Umgang mit Rollen und das Lernen aus Erkenntnissen durch eine ausgeprägte, differenzierte Feedbackkultur. Entsprechende Vorlagen werden sowohl im Begleitlehrmittel als auch online auf der Homepage zur Verfügung gestellt.
Die Verwendung der „Cubes“ führt zu einer zunehmend effizienten Selbstorganisation bezüglich Inhalte, Verfahrensweisen und Präsentationstechniken. Die Classroomcubes werden dem sukzessiven Aufbau flexibler Arbeitsweisen durch die Möglichkeit der einfachen Bildung von Kompetenzgruppen gerecht. Die Lehrperson gibt mit den Classroomcubes den Rahmen vor, in welchem die Schüler*innen flexibel und zunehmend selbstgesteuert handeln. Die leitende Person steuert diesen Prozess bewusst, indem sie dem Zufall mehr oder weniger Raum lässt (gesteuerte Gruppenbildung), Rollen situativ auch direkt zuweist oder Teammitglieder einer Kompetenzstufe zuweist.
Die Classroomcubes leisten einen pragmatischen Beitrag zur agilen Transformation. Selbststeuerung und Flexibilität können nicht vorausgesetzt, doch gefördert werden. Die Cubes hauchen den Schlagworten Schülerzentriertheit, Schüleraktivität, Förderung sozialer und Selbst- kompetenzen Leben ein. Und sie schaffen Raum für das Begleiten und Aufarbeiten von Prozessen. Nicht das summative Resultat, sondern der Weg steht im Fokus.
Die Lehrperson ist verantwortlich für die bestmögliche Förderung, aber eben auch ganzheitlich, holistisch.
Lehrpersonen unterstützen Lernende, treten mit ihnen in einen Dialog über ihr Lernen und entwerfen motivierende Lernumgebungen zur Anwendung und Erweiterung von Wissen und Fertigkeiten. Die Cubes leiten zu diesem Miteinander an und fördern das agile Denken und Handeln durch den sukzessiven Aufbau von agilen Kompetenzen.
Kompetenzorientierter Unterricht wird effizient, fair und ausgewogen begleitet. Lernen wird sichtbar gemacht und schülerzentriertes Arbeiten gefördert.
Mit den Cubes können Sie ganz gezielt unterstützen, Niveaugruppen bilden, Kompetenzstufen generieren. Die Classroomcubes erleichtern Lehrpersonen die agil-didaktische Organisation. Spielerisch einfach lassen sich Gruppen bilden, Rollen zuweisen, Projektarbeiten und Austauschrunden organisieren. Die Aktivität der Schüler*innen wird gesteigert. Die Lehrperson erhält Raum für lernbegleitende Unterstützung, für gezielte Beobachtungen und Rückmeldungen. Die Bildung von Zufallsgruppen oder von Gruppen unterschiedlicher Kompetenzstufen, leistungshomogener oder leistungsheterogener Gruppen- alles ist möglich. Auch die gesteuerte Zuweisung von Schüler*innen in bestimmte Leistungsstufen ist einfach umzusetzen.
Der kompetenzorientierte Unterricht wird effizient, fair und ausgewogen begleitet. Lernen wird sichtbar gemacht und das schülerzentrierte Arbeiten gefördert. Die Schüler*innen beschreiben und dokumentieren mit Hilfe von Feedbackinstrumenten ihren individuellen Lernprozess. Die Classroomcubes sind inhaltsfrei und wertneutral.
Die Cubes sind in jeder (!) Altersstufe einsetzbar – durch die Verwendung von Tiersymbolen und Farben sogar ohne Kenntnisse der Schrift.
Funktionsweise „Classroomcubes“
Die Hauptfunktion der Classroomcubes besteht darin, Gruppeneinteilung, Rollenzuweisung und Kompetenzaufbau zu erleichtern. Die Cubesbox beinhaltet 32 Cubes, durchnummeriert von 1 bis 32. Sie sind einsetzbar bis zu einer Klassengrösse von 32 Schüler*innen.
Jeder Cube hat 6 unterschiedliche Symbole. Das generiert sehr viele Möglichkeiten der Gruppenbildung, der Form der Zusammenarbeit, der Zuweisung von (Teil-) Themen und der Organisation des Austauschs von Resultaten.
Die Lehrperson wählt zunächst die Form der Gruppenbildung. Die Kriterien sind entweder die Anzahl von Gruppen, welche gebildet werden sollen oder die Anzahl der Teilnehmenden in einer Gruppe.
Konfektionieren der Cubes
Bevor die Schüler*innen einen Cube nehmen, werden die Cubes konfektioniert. Es werden so viele Cubes bereitgestellt wie Teilnehmende berücksichtigt werden sollen. Wichtig ist, dass alle Cubes in aufsteigender Reihe vorhanden sind.
Wenn alle Teilnehmenden einen Cube genommen haben, beginnt die Erarbeitungsphase. Dabei geben die Symbole auf dem Cube vor, in welcher Gruppe gearbeitet wird und allenfalls in welcher Rolle oder zu welchem (Teil-) Thema. Je ungeübter die Teilnehmenden bezüglich selbstständiger Arbeiten sind, desto mehr strukturierende Parameter kann die Leitungsperson vorgeben.

Beispiel: 18 Teilnehmende: Vorbereitung der Cubesbox
Cubes Nummern 1 – 18 im vorderen Fach konfektionieren (Abb 1)
Cubes umdrehen, damit keine Symbole sichtbar sind; Cubes sind bereit, „gezogen“ zu werden (Abb. 2)

Praktische Beispiele
Umsetzungsbeispiel Kooperative Lernform mit 4 Zufallsgruppen und Austausch der Resultate
„Vier Gruppen mit Austausch“
In diesem Beispiel entscheidet sich die Leitungsperson, 4 Teams zu bilden. Es sollen Zufallsgruppen gebildet werden. Die Teams arbeiten in der ersten Phase, der Erarbeitungsphase, je an einem anderen Teilthema; in unserem Beispiel sind dies 4 Unterthemen zum Thema Klimawandel.
In einer zweiten Phase, der Austauschphase, findet der Austausch der Resultate statt. Dabei bleiben die erarbeiteten Produkte am Ort und die Austauschgruppen wandern, beispielsweise im Uhrzeigersinn, von Gruppenresultat zu Gruppenresultat. Bei jedem Gruppenresultat kann mindestens eine Person aus der Austauschgruppe dieses Resultat als Expertin aus der ersten Arbeitsphase präsentieren.
https://www.classroomcubes.ch/videos-how-to.html
Umsetzung mit den Classroomcubes (mit Hinweisen auf Varianten und Optionen)
Vorbereitung
Die Cubes werden konfektioniert. Es sind 18 Teilnehmende, also werden die Cubes Nummern 1-18 so in die Cubesbox, ins vordere Fach, gelegt, dass die Symbole nicht sichtbar sind.
Die Teilnehmenden ziehen einen Cube. Als Variante können sie sich in eine Cubesliste eintragen und festhalten, welcher Cube gezogen wurde. So kann zu einem späteren Zeitpunkt an diesem Projekt in derselben Konstellation weitergearbeitet werden, auch wenn vergessen wurde, wer in welcher Gruppe war.
Die Teilnehmenden begeben sich in die Himmelsrichtung, die auf ihrem Cube aufgedruckt ist, also in den Norden, in den Osten, in den Süden oder in den Westen (Abb. 3)
Als Option kann die Leitungsperson die Arbeitsorte mit dem entsprechenden Zeichen beschildern, sollten nicht alle wissen, wo im Raum Norden, Osten, Süden und Westen liegen.
An diesem Erarbeitungsgruppenplatz liegt ein Arbeitsauftrag bereit und die Gruppen beginnen mit der Arbeit an ihrem Thema. Dabei kann die Leitungsperson 4 Rollen definieren, um das Bewusstsein für die verschiedenen Rollen, die in einem kooperativen Team anfallen können, zu schärfen und die Aktivität aller Teilnehmenden sicherzustellen.

Diese Rollen werden mit Hilfe von farbigen Klammern und der Rollenliste aus dem Begleitlehrmittel angezeigt. Zusätzliche oder alternative Rollen können definiert werden und die Rollen können somit flexibel und einfach getauscht werden durch einfaches Verschieben der Klammern. So bleiben die Gruppenmitglieder nicht auf einer Rolle behaftet. Diese Rollenzuweisung wird mit zunehmender Erfahrung der Teams autark durch die Erarbeitungsgruppen selbst vorgenommen oder es wird auf die Definition bestimmter Rollen ganz verzichtet.
Die Übernahme bestimmter Rollen in der Teamarbeitssituation geschieht ohne bewusste Organisation bis zu einem bestimmten Grad automatisch. Der bewusste Umgang mit Rollen legt unerwünschte Muster offen- beispielsweise können nicht immer dieselben Alpha-Mitglieder den Lead übernehmen ohne dass dies bemerkt würde. Und die Teilnehmenden haben die Chance, sich mit verschiedenen Rollen auseinanderzusetzen.
In unserem Beispiel ist das Ziel der Erarbeitungsphase ein Plakat. Es ist natürlich möglich, die Form des Resultats den Erarbeitungsgruppen zu überlassen.
Ist dieses Plakat erstellt, werden die Vorträge eingeübt. Auch hier gilt die Maxime „miteinander und voneinander lernen“. So profitieren alle von den Stärken der Einzelnen und optimieren ihre Kompetenzen bezüglich Fachwissens und Vortragstechnik in einer entspannten und vertrauten Arbeitsatmosphäre.
Vor der Austauschphase können die Erfahrungen der Erarbeitungsphase für eine prospektive Optimierung auf einem Feedback-Formular festgehalten werden. Es ist auch ein freies Feedback denkbar, aber in unserem Beispiel füllt jedes Teammitglied ein Feedbackformular aus, welches sowohl das eigene Verhalten als auch die Arbeit des Teams evaluieren soll.
Austauschphase
Ziel der Austauschphase ist, dass alle 18 Teilnehmenden einmal ihr Resultat als Expert*in präsentiert haben die Resultate aller Erarbeitungsgruppen präsentiert erhielten. Die Bildung der Austauschgruppen erfolgt wiederum sehr einfach mit Hilfe der Classroomcubes. Auf jedem Cube ist eine Würfel-Augenzahl aufgedruckt. Alle Cubes mit der gleichen Augenzahl bilden je eine Austauschgruppe.
So gehen in unserem Beispiel alle
mit der Augenzahl 1 zum Gruppenresultat Nord:
„Meere im Klimawandel“
mit der Augenzahl 2 zum Gruppenresultat Ost:
„Extreme Wetterverhältnisse wegen Klimawandel?“
mit der Augenzahl 3 zum Gruppenresultat Süd:
„Klimafreundlich reisen“
mit der Augenzahl 4 zum Gruppenresultat West:
„Wenn die Heimat unbewohnbar wird“
Wie bereits erwähnt findet sich bei jedem Gruppenresultat in der Austauschgruppe zumindest ein(e) Expert*in, welche(r) das Erarbeitete präsentiert. Die Präsentation kann beim Vorhandensein von 2 Expert*innen aufgeteilt werden oder zusammen gemacht werden oder auch nacheinander- agil eben.
Nach jeder Präsentation besteht die Möglichkeit für ein Kurzfeedback; Vorlagen hierzu finden sich wiederum im Begleitlehrmittel. Auch bei diesen Feedbacks geht es darum, den Tatsachen ins Auge zu schauen ohne verletzend zu sein, Stärken zu stärken und auch Hinweise auf Optimierungspotentiale zu geben.
Wenn reihum alle Erarbeitungsgruppen-Resultate perzipiert wurden, ist die Austauschphase abgeschlossen. Hier kann ein Debriefing in der Erarbeitungsgruppe, eine Sicherung des Erarbeiteten im Plenum, ein Gruppenwettbewerb folgen. Nach Sichtung der Feedbacks kann das individualisierende Coaching fortgeführt werden. Auch bei der Evaluation gilt das Prinzip der Selbstwirksamkeit: Was als Einsicht selber gewonnen wurde, ist am wirksamsten.
Weil nach intensiver Arbeit entspannende Momente gut tun, kann situativ auch ein Spiel mit den Classroomcubes eingestreut werden. Hier steht das „Classroomcubes-Bingo“ zur Verfügung, mit der entsprechenden Spiel-Anleitung und den Bingokarten-Kopiervorlagen.
Verwendete Feedbackbogen unseres Beispiels „4 Gruppen mit Austausch“ (Abb. 4).

Umsetzungsbeispiel Gruppenwettbewerb –
Eine spielerische Form der Resulatsicherung
Dabei geht es darum, dass die Gruppen Fragen und Antworten zu ihrem Thema formulieren und diese den anderen Gruppen unter Einhaltung gewisser Regeln gestellt werden. Die Gruppe, welche am meisten Fragen richtig beantworten kann, hat am Schluss gewonnen.
Dieses Set-up führt dazu, dass die Gruppen möglichst schwierige Fragen zusammenstellen- damit möglichst wenig Punkte an andere Gruppen vergeben werden müssen. Durch das Einhalten von Rollen und Regeln wird der Gruppenwettbewerb für die Lehrperson mit der wachsenden Kompetenz der Teilnehmenden zu einem effizienten „Selbstläufer“.
Ablauf
- Die Erarbeitungsgruppen (Stammgruppen) setzen sich zusammen und erarbeiten eine bestimmte Anzahl Fragen und Antworten.
- Diese Fragen- und Antworten werden aufgeschrieben und sie werden nicht den anderen Gruppen gezeigt.
- Vor dem Start des Gruppenwettbewerbs wird bestimmt, wer:
- Die Fragen stellt (Fragenstellende*r)
- Die Antworten aufschreibt auf die Fragen der anderen Gruppen (Antwortschreibende*r)
- Die Antwort auf die Fragen der anderen Gruppen verkündet (Antwortverkünder*in)
- Sagt, wie viele Punkte die Antwort der beantwortenden Gruppen wert ist (Punkteverteiler*in). Es kann vorab in der fragestellenden Gruppe diskutiert werden, wie viele Punkte eine Antwort wert ist.
- Die Punkte, welche jeweils verteilt werden, aufschreibt (Punkteschreiber*in)
- Natürlich kann die Lehrperson eine Rolle übernehmen.
- Sind die Rollen verteilt, werden die Fragen reihum gestellt.
- Bsp.: Nord beginnt, dann Ost, dann Süd, dann West.
- Es muss jede Gruppe gleich viele Fragen gestellt haben, damit der Gruppenwettbewerb fair ist.
- Gewonnen hat die Gruppe, die am meisten Punkte gesammelt hat.
Regeln für den Gruppenwettbewerb
Der Gruppenwettbewerb basiert auf einem agilen System, welches dank einer vorgegebenen Regelstruktur funktioniert. Folgende Regeln werden vorgegeben:
- Setzt euch in der Erarbeitungs-/Stammgruppe zusammen.
- Stellt die Fragen und Antworten schriftlich zusammen.
- Präge dir gut ein, welche Rolle du hast.
- Wer spricht, steht auf.
- Nur die Fragenstellende oder der Fragensteller darf die Frage vorlesen!
- Diskutiert jeweils in der Gruppe, bevor die Antwort aufgeschrieben wird! Wenn alle Antworten fertig geschrieben sind, werden
- die Antworten verkündet.
Nachdem eine Gruppe mit der Beantwortung einer Frage begonnen hat, dürfen die anderen Gruppen nichts mehr an ihren Antworten abändern oder ergänzen!
- Nur die Antwortverkünderin oder der Antwortverkünder darf die Antwort nennen, sonst gibt es keine Punkte! Wenn alle Gruppen geantwortet haben, verkündet die Gruppe, welche die Frage gestellt hat, die richtige Antwort!
- Diskutiert in der Gruppe, wie gut die Antwort war und verkündet dann die Punkte. Beispiel: Ganz richtig: ganzer Punkt, halb richtig, halber Punkt.
Die Runden müssen fertig gemacht werden, damit alle Gruppen die gleichen Chancen auf Punkte haben!
Rollenliste Gruppenwettbewerb
In den Gruppen haben die Schüler*innen Cubes mit 4 verschiedenen Farbsymbolen (weiss, gelb, blau, schwarz). Mit Hilfe der 4 entsprechenden Farbklammern können die Rollen definiert werden. Auf einzelne Rollen kann verzichtet werden, oder es können Doppelrollen definiert werden, indem die Klammern auf die Grenze zwischen zwei Rollen gesetzt werden.
Agilität für Lehrende und Lernende
Agilität für Lehrende
Die Agilität besteht für die Lehrperson bezüglich:
- Gruppengröße
- Gruppenzusammensetzung: gesteuert oder zufällig
- mit oder ohne Kompetenzorientierung/Bildung von Niveaugruppen
- arbeitsgleicher oder arbeitsteiliger Vorgehensweise
- Methodenvorgabe
- der Steuerung der Arbeitsaufteilung innerhalb der Gruppe
- der Vergabe von Rollen oder bewussten Verzichts der Vergabe von Rollen
- des bewussten Zuweisens von Rollen
- des Austausches zwischen
- Experten (Gruppenpuzzle; Jigsaw-Methode)
- des kompetenzgleichen oder kom
- petenzübergreifenden Austausches
- der Präsentationsform
- des Austausches: gruppenintern, gruppenübergreifend, spielerisch durch Gruppenwettbewerb
Agilität für Lernende
Den zunehmenden Kompetenzen folgend wächst die Selbststeuerung der Schüler*innen bezüglich:
- (Teil-) Themenwahl
- Wahl der Informationsmittel (Internet)
- Wahl der Vorgehensweise während der Erarbeitungsphase
- Arbeitsaufteilung während der Erarbeitungsphase
- Auswahl der Präsentationsform
- Arbeitsaufteilung bezüglich des Austausches
- Form der Sicherung
Inhaltsverzeichnis des Begleitlehrmittels „Classroomcubes“


Literaturverzeichnis
Sitting Bull
Dr. Anton Strittmatter, 1. Auflage Booklet Classroomcubes Seite 3

Das Buch zum Beitrag
Dieser Beitrag stammt aus unserem Buch “Agilität und Bildung” – ein Gemeinschaftswerk von 34 Autor:innen aus der Bildungsbranche.
Das Thema „Agilität und Bildung“ lässt sich nicht einfach zwischen zwei Buchdeckel packen. Vielmehr zeigt sich, dass Agilität in Bildung ein schon bekanntes, und zugleich stetig wachsendes Feld ist. Agilität ist KEIN Buzzword, sondern steht für eine wohlüberlegte Herangehensweise. Dieses Buch ist der Versuch, viele Elemente der Agilität sichtbar zu machen: Grundgedanken über Agilität genauso wie Praxisbeispiele aus dem Bildungsalltag. Ein kundiger Reiseführer sozusagen.
Zum nächsten Kapitel…