Herzlich willkommen im Buch „Agilität und Bildung“!
Dieses Buch ist eine Bühne, auf der ein interessantes, abwechslungsreiches Programm mit Humor und Tiefgang auf sie wartet. Zahlreiche Protagonistinnen und Protagonisten teilen hier mit Ihnen ihr Können, ihre Erfahrung, ihr Wissen und auch ihre Fragen. Denn hier sind sie gefragt, liebe Menschen im Publikum: Bringen Sie sich ein, helfen Sie mit, die Dinge weiterzudenken – und vor allem auch weiterzubringen in unserem Bildungssystem, das wir gemeinsam gestalten. Dieses — unser — Bildungssystem ist die grosse Bühne – weit, weit über dieses Buch hinaus – auf der wir uns alle gemeinsam bewegen: Grossen Dank vorweg für Ihr Engagement in diesem Feld, wo und wie auch immer Sie sich einsetzen dafür, dass Menschen lernen können.
Unser gemeinsames Ziel ist – und da sind wir überzeugt, dass das sogar für alle Bildungsarbeitenden gilt – mit dem, was wir einbringen, zur Selbständigkeit von Menschen beizutragen: fachlich, persönlich, denkerisch, handelnd. Menschen werden selbständiger, wenn sie Sprachen lernen, wenn sie Dreisatz-Rechnen/Proportionalitäten so lernen, dass sie damit im Alltag etwas anfangen können, wenn sie Räume erhalten für kritische Diskussionen, oder dafür, neu erworbene Kompetenzen auszuprobieren – wenn sie sinnvolle Abschlussarbeiten schreiben können und hilfreiche Weiterbildungen besuchen, usw. Das ist die große Bühne, auf der wir alle für Bildung arbeiten.
Damit zurück zur kleinen Bühne in diesem Buch.
Was erwartet Sie hier?
Im ersten Teil werden einige Protagonist*innen uns quasi mit einem Erdbodenröntgenblick ihren Blick auf die Wurzeln der Idee von Agilität in der Bildung zeigen und Vorschläge unterbreiten, was nun aktuell damit gemeint sein kann und was es dafür grundlegend braucht. Da sind wir noch im allgemeinen, sozusagen im Stoffwechselbereich der Pflanze. Kritische Überlegungen gibt es hier auch und Gedanken dazu, was sich daraus schließen lässt und wie damit umgegangen werden kann.
Im zweiten Teil wird es dann sehr konkret: Wie lebt „Agilität in der Bildung“ praktisch? Die nächsten Akteur*innen zeigen, wie so etwas im Alltag aussehen kann, was für Hilfsmittel stützen können, wie man sie konkret zur Blüte bringen kann, diese „Agilität in der Bildung“. Und einige Schwierigkeiten werden ebenfalls thematisiert und welche Dinge hierfür wiederum hilfreich sein können.
Dann machen wir Pause – gönnen Sie sich ein Eis, einen Kaffee, oder was auch immer.
Im dritten Teil kommen Fachleute – theoretischer oder praktisch-
erfahrungsmässiger Herkunft oder beides – für bestimmte pädagogische Strömungen oder didaktische Modelle auf die Bühne. Was ist ähnlich, was ist anders, was ergibt sich, wenn man „lernendenzentrierte Didaktik“ nach Rogers oder das „churermodell“ u.s.w. in Bezug setzt zur Idee von „Agilität in der Bildung“? Was ist ähnlich, was ist anders, was kann man daraus wiederum lernen rund um das Thema unserer Bühne?
Im vierten und letzten Teil betrachten wir quasi die Konstruktion der Bühne, ja des „Theaters“ insgesamt auf der bzw. in dem Bildung stattfindet: Die (Hoch-)Schulen, die weiteren Bildungsorganisationen. Welche Bedeutung hat deren Konstruktion für Möglichkeiten und Grenzen von Agilität in der Bildung? Was hilft weiter? Einige Ideen haben wir, so dass dann Gesprächsstoff genug gegeben sein sollte, wenn Sie den Zuschauerraum verlassen und vielleicht zusammen noch etwas trinken oder einen Spaziergang machen. Falls Sie noch niemanden kennen, mit dem Sie austauschen möchten: Besuchen Sie unsere Kleinbühnen-Community auf agilitaetundbildung.ch, diskutieren Sie dort und auf den angegebenen Social Media Kanälen. Willkommen im Club!
Die Herausgeber*innen
Tim Kantereit, Christof Arn, Veronika Lévesque, Douglas MacKevett, Heinz Bayer
Hinweis für die Leser*innen
Als ich Ende der 90-er Jahre an einer englischen Universität online studierte, hatte ich mit meinem ersten Assignment einen Schock: Der Tutor markierte meine amerikanische Schreibweise und bezeichnete sie als fehlerhaft. Als US-Amerikaner protestierte ich. Er konterte mit einer verblüffenden Selbstverständlichkeit: „Aber Sie studieren an einer englischen Hochschule“.
Dieses Buch ist eine schweizer-deutsche Ko-Produktion. Damit es jedoch nicht nur beim Schweizerdeutsch bleibt: Die deutschen Leser*innen mögen sich am fehlenden Eszett der Schweizer Autoren irritieren. Das ist gewollt so. Die Eigenheiten des schweizerischen Bildungssystems unterscheiden sich vom deutschen nicht nur in der Schreibweise: Föderalismus, Subsidiarität, Dezentralisierung (umgangssprachlich als „Kantonsgeist“ abgetan) prägen den Alltag und die Denkweise. Der Werdegang der unterschiedlichen Traditionen kann nicht textlich abgebildet werden, die Orthographie hingegen kann uns daran erinnern.
Lassen Sie sich also von den Texten irritieren.
Das Thema „Agilität & Bildung“ soll kein bequemes sein. Wir befinden uns nicht an einer Hochschule, sondern im deutschen Sprach- und Bildungsraum. Der Austausch soll über die Grenzen hinweg stattfinden, seien diese geografischer oder geistiger Natur. Wir wünschen Ihnen nun viel Spaß / Spass beim Lesen.
Luzern, Schweiz, im Dezember 2020.

Das Buch zum Beitrag
Dieser Beitrag stammt aus unserem Buch “Agilität und Bildung” – ein Gemeinschaftswerk von 34 Autor:innen aus der Bildungsbranche.
Das Thema „Agilität und Bildung“ lässt sich nicht einfach zwischen zwei Buchdeckel packen. Vielmehr zeigt sich, dass Agilität in Bildung ein schon bekanntes, und zugleich stetig wachsendes Feld ist. Agilität ist KEIN Buzzword, sondern steht für eine wohlüberlegte Herangehensweise. Dieses Buch ist der Versuch, viele Elemente der Agilität sichtbar zu machen: Grundgedanken über Agilität genauso wie Praxisbeispiele aus dem Bildungsalltag. Ein kundiger Reiseführer sozusagen.
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